Montag, 4. August 2014

Am Rand - das kleine Serienlexikon: True Detective

Die Geschichte der Fernsehserie ist ob der unterschiedlichen Mediengenerationen einem steten Wandel unterworfen. Wie kaum eine andere Kunstform kann man in ihr sowohl den Wandel der zeit als auch den sich verändernden Anspruch des Rezipienten mitverfolgen. Am Beispiel des US-amerikanischen Pay-TV-Senders HBO lässt diese Entwicklung recht gut zeigen. HBO (Abk. für Home Box Office) wurde aus dem Anspruch heraus gegründet auch den in den oberen Stockwerken lebenden Bewohnern durch Kabelfernsehen den Zugang zu Hollywoodfilmen zu verschaffen. Der Sender setzt außerdem schon früh auf die Satellitenübertragung und konnte somit deutlich mehr Menschen erreichen als seine Konkurrenten. Als erste verschlüsselten sie ihr Programm, dass derweil so weit gefächert wurde, dass neue Spartensender (wie Comedy Central) ins Leben gerufen werden konnten. Die erste große Krise kam mit der Einführung des Videorekorders, dem sie mit dem Angebot von selbstproduzierten Filmen und Fernsehserien.
Mittlerweile sind HBO-Serien zu einem klingenden Namen geworden, denn sie stehen auf fast allen Listen an der Spitze der so genannten Qualitätsserien.
Was macht also eine HBO-Serie aus? Anhand der relativ neuen Miniserie (oder dem Mehrteiler) "True Detective" möchte ich sie euch ein wenig näher bringen, da sie meiner Meinung nach ein Paradebeispielt für eine solche Serie darstellt.


1. Die Protagonisten sind Antihelden
Das heißt, dass die meisten Figuren in HBO ambivalent angelegt werden, da man sie so feiner und kompromissloser skizzieren kann. Dazu werden uns nicht nur wie bei den Polizisten/ Detektiven Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) die negativen Eigenschaften der Personen vorgesetzt, sondern auch durch Kameraeinstellungen (z.B. bei "Friday Night Light", wo eine ständig zitternde Kamera den Figuren geradezu auf die Pelle rückt und so ihre Verwundbarkeit bloß stellt). Die Figuren müssen außerdem oft misstraut werden, da man sich ihren wahren Absichten nicht vollends sicher sein kann.
2. Das Setting wirkt düster und postmodern.
Die Serienhandlung spielt an Orten, die in anderen Filmen romantisiert beschrieben wurden und die durch die entillusionierende Handlung eine neue Dimension erhalten. bei "True Detective" ist es das weite Land im Süden Amerikas, dessen Abgründe sich in den Bewohnern spiegeln. Ähnliches kann z.B. beim New York der Prohibitions-Ära in "Bordwalk Empire" erleben oder dem Zirkusleben in "Carnivàle", dem städtisches Singleleben bei "Sex and the City", "Girls" oder "Looking".
3. Die Handlung ist verzweigt, aber auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet.
Bei "True Detective" werden zwar nur zwei Figuren näher beleuchtet (andere HBO-Serien haben ein weit größeres Personeninventar), allerdings auf mehreren Zeitebenen, die oft nur in Kombination und nach längerem Zusehen ihren genauen Zusammenhang eröffnen. Auch andere Serien verfolgt verschiedene, voneinander unabhängige Personen mit unterschiedlichen Ziesetzungen und schaffen es jedoch diese zusammen zu bringen und in einem mehr oder weniger klaren Ziel zu vereinen.
4. Die Form/ die Marke
Die meisten HBO-Serien kann man an bestimmten Markenzeichen erkennen. Prominent ist zum einen die Einblendung des HBO-Logos über einem Rauschbild mit passendem Ton, der einen kurz aus der Fernsehberieselung herausreißen soll (diese krasse Unterbrechung wird bei den neueren Produktionen nicht mehr überall verwendet). Zum anderen ist der Sender dafür bekannt, aufwändige Titelsequenzen zu beauftragen, die für sich genommen kleine Kunstwerke sind (wie "Game Of Thrones", "True Blood" und eben auch "True Detective").
Weitere Markenzeichen sind die dominant eingesetzten Musiksequenzen, die besonders am Ende einer Folge durch eine krasse Schwarzblende eingesetzt werden.

All diese Eigenschaften, die natürlich auch Ausdruck unserer Gesellschaft sind, prägen die stark amerikanische geprägte Serienlandschaft, die wir auch hierzulande zu sehen bekommen. Andere Sender versuchen die HBO-Marke abzukupfern und so produzieren z.B. Online-"Fernsehsender" wie Netflix Serien, die auch bei HBO laufen könnten (wie z.B. die erfolgreiche Serie "Orange is the new Black"). Einen Abbruch tut dies dem Erfolg von HBO nicht, sind doch die beiden Hauptdarsteller jetzt schon hoch gehandelte Anwärter auf allerhand Auszeichnungen wie den Emmy oder den Golden Globe.
Auch in diesem Blog werden HBO-Serien nicht zum letzten Mal erwähnt bleiben.
Bis dahin: Fortsetzung folgt...

"True Detective" wurde von Nic Pizzolato erfunden und war ursprünglich als abgeschlossene Miniserie geplant. Nachdem im Frühjahr 2014 die erste Staffel mit hervorrangenden Quoten verlief, soll es nun eine zweite Staffel mit einer neuen Besetzung und Handlung geben.

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