Freitag, 7. Dezember 2012

Fremde Welten - Once Upon a Time

In unserer säkularen, hyperrealistischen Welt ist es zur Seltenheit geworden, an übernatürliche Dinge zu glauben oder gar daran, dass alles durch ein glückliches Ende. Nur Kinder glauben noch an jene Dinge, die sie nur noch aus Märchenbüchern kennen. Im Märchen hat jede Figur ihren Platz in der Welt, die lässt sich in Gut und Böse einteilen und jede ihrer Taten sind auf ein bestimmtes Ziel hin zu verstehen. Das Märchen-Ende, bis zu dem sich spätestens alles zum Guten wenden muss.
Was aber, wenn dieses "Happy-End" von einer bösen Zauberin gestohlen wird, was kommt dann? Was wenn Schneewittchen, Rumpestilzchen und Pinocchio plötzlich in unserer Realität überleben müssten? Und was, wenn sie nicht wüssten, wer sie waren und welchen Sinn ihr Leben hatte?
Um all diese Fragen geht es in der relativ jungen Serie "Once Upon a Time".
Geschickt verbindet die Serie die fantastischen Elemente der einzelnen (Disney-inspirierten) Märchen und einer vielleicht allzu karg dargestellten "realen Welt". Folge für Folge bekommt der Zuseher einen Teil der Geschichte einer Figur gezeigt und im Kontrast dazu da Leben nach dem Fluch der Zauberin. So lernen wir Schneewittchen bzw. Mary Margaret (Ginnifer Goodwin) kennen, früher draufgängerische Prinzessin und jetzt engagierte Lehrerin und Prince Charming/ David immer auf der Suche nacheinander. Aber das Böse schläft nie, so wird den beiden gleich zwei Bösewichter gegenüber gestellt: Rumpelstilchen / Mr Gold (der großartige Robert Carlyle), dessen Versprechen hier wie dort immer einen Preis haben und die böse Königin / Regina (gespielt von Lana Parilla), die nicht nur hinter dem bösen Fluch zu stecken scheint. Die mögliche Rettung des märchenbevölkerten, amnestischen Ortes kommt aus einer eigentlich naheliegenden Richtung: der kleine Adoptivsohn Reginas Henry (Jared S Gilmore) macht sich auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter, die seinem Märchenbuch zufolge als einzige im Stande ist, den Fluch zu brechen. Diese ist allerdings wenig begeistert von Henrys Idee, doch aus Sorge um den ein wenig vernachlässigten Jungen macht auch Emma (die aus Dr House bekannte Jennifer Morrison) sich auf den Weg nach Storybrook.
Die von den "Lost"-Machern produzierte Serie beschäftigt sich trotz fantastischer Thematik mit sehr aktuellen Themen wie der Patchworkfamilie und dem daraus entstehenden neuen Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern.
Der Serie mangelt es nicht an guten Schauspielern und großen Helden. Nur die erblondete Jennifer Morrison wirkt immer wieder lustlos und kann den Vorgaben von Ginnifer Goodwin und Robert Carlyle nicht standhalten. Vielleicht liegt das aber auch an der zweigespaltenen Rolle der Emma, die immer zwischen kämpferischer Pose und reaktionärer Realitätsauffassung hin und her gerissen ist.
Das Spannende aber bleibt das, was zwischen den beiden Welten steckt. Denn auch in unserer Welt geht nicht alles mit rechten Dingen zu und in den Märchenwelt muss man sich auch mit profanen Dingen wie kratzbürstigen Stiefmüttern, Hänseleien oder Ehebruch beschäftigen.
Fortsetzung folgt...

"Once Upon a Time" ist eine US-amerikanische Serie, die auf dem ABC Network mittlerweile in der zweiten Staffel läuft. Die "Märchenerzähler" sind Edward Kitsits und Adam Horowitz.

Freitag, 14. September 2012

Am Rand - das kleine Serienlexikon: Merlin

Auf den ersten Blick passen Mythen und Legenden einer längst vergangenen Ära und das schnelle und oberflächliche Fernsehformat Serie nicht wirklich zusammen. Doch wenn man genauer hinschaut merkt man, dass beide einer ähnlichen Form folgen, sie müssen wieder und wieder erzählt werden. Das in diesem Blog viel besprochene Gesetz der Serialität begründet sich auf der mündlichen Tradition des Erzählens.
Eines dieser Mythen, eine Art Gründungsgeschichte des mittelalterlichen Englands ist die Legende des weisen Magiers Merlin, der zusammen mit König Arthur und dessen Tafelrunde das zerstrittene Land vereinte. Dieser Mythos ist fest verankert in der englischen Tradition und der künstlerische Umgang mit ihm reißt dort wie auch überall sonst nicht ab.
Eine ganz anderer und wesentlich jüngerer Stoff, aber durchaus wichtig für die Geschichte der Fernsehserie, ist die Coming-of-Age-Story, die sicherlich auch in älteren Stoffen begründet ist. Teeniefilme und -serien wurde jedoch besonders in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts populär, wo sie wie aus dem Boden geschossen schienen. Eine Serie nach der anderen wurde zum Publikumsliebling, sodass der Stoff (junger Mensch muss mit Problemen in Schule und Familie klar kommen und sich zum ersten Mal verlieben) nicht mehr ausreichte. Man beschloss, neue Stoffe aufzuschließen, um diese Story (die an sich viel Erzählstoff bieten kann), in einem neuen Gewand zu kleiden.
Serien wie Roswell (der damalig neue Trend: Alienthema + Teniedrama) oder Buffy (Vampire und Gruselgestalten meets Nerds und Cheerleader) erfüllten diese neue Aufgabe mal mehr und mal weniger gut. Schon in diesen Serien fixierte man sich auf einen neuen Trend, die Figur des oder der Helden/ Heldin. Man suchte nicht nur im Fernsehen nach Heldenfiguren und fand v.a. im Comicbereich neue Film- und Fernsehprotagonisten. Alten Helden der Kinderzeit wie Spiderman oder Batman fanden neue Geschichten im neuen Medium. Eine Kombination aus Teenieserie und Heldenfigur schien bloß noch eine Frage der Zeit. Als erstes setzte das amerikanische Fernsehen auf eine Art Prequel des Superman-Stoffs. Mit "Smallville" fing eine Welle von neuen (Super-) Helden an, das Fernsehen zu bevölkern.
Großbrittanien zog nach und lieferte uns eine ganz anderen Helden: Merlin. Merlin, nicht als alter, weiser Mann mit langem Bart und Kutte, sondern als Teenager, der nach Camelot kommt und seine Magie verbergen muss. Der von Colin Morgan portraitierte Magier muss sich mit allerlei fantastischem auseinander setzen, aber auch mit der Frage, wie man einen zukünftigen König Arthur (Bradley James) mögen kann, der eingebildet und herablassend zu anderen ist, dessen Vater ein Magie hassender Tyrann (der großartige Anthony Head) ist und wie man einen riesigen Drachen unter dem Schloss geheim hält.
Die zuerst seltsam anmutende Kombination dieser beiden Komponenten geht auf. Hier geht es auch um eine gesunde Einstellung zum Mythos, der sich nicht an Quellen klammert oder historisch sowieso nicht nachvollziehbare Wahrheiten verkaufen will. Hier wird an einer großen Geschichte weitererzählt, die Legende verspielt anders erzählt, ohne dabei den Kern der Geschichte aus den Augen zu verlieren.
Die Serie lebt von ihrem Hauptdarsteller, der merklich in die Rolle reinwächst und nach anfänglich albernen Teenagergehabe spätestens im Laufe der zweiten Staffel angekommen zu sein scheint. Der etwas blasse Bradley James als Arthur stellt mit seiner schroffen Art ein gutes Pendant zu Merlin. Er schafft es wie kein anderer das ein oder andere Mal (sehr männlich!) in Ohnmacht zu fallen und von Merlin gerettet zu werden ohne seinen Stolz zu verlieren. Auch die weiteren Figuren mit den berühmten Namen bekommen neue Facetten: so ist Morgana (Katie MacGrath) eine Lady an König Uthers Hof und Guinevere (Angel Coulby) ihre Zofe. Doch die Legende, wäre nichts ohne ihre einzelnen Komponenten und so sehen wir im Laufe der Geschichte natürlich Tafelritter, Excalibur und den Drachen, auch wenn in vielleicht etwas abgeänderter Form.
Alles in allem ist die Serie sehenswert, mal abgesehen von den etwas altmodisch wirkenden Spezialeffekten. Wollen wir nur hoffen, dass die Teenager im Fernsehen alle so schnell erwachsen werden wie Merlin und Arthur! ;-)
Fortsetzung folgt...


Die von BBC One produzierte Serie hat bisher auf vier Staffeln geschafft, eine Fünfte startet im Herbst und wir hoffen immer noch auf den ultimativen Merlin-Arthur-Moment (es gab ja schon einige)...

Montag, 25. Juni 2012

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Sherlock

Das Faszinierende und immer Aktuelle am nun schon über hundert Jahre alten Holmes-Stoff sind nicht so sehr die interessanten Kriminalfälle und auch nicht, wie man zunächst denken mag, die Figuren Sir Arthur Conan Doyles, Holmes und Watson, und ihr Zusammenspiel als vielmehr das dahinter liegende Spannungsverhältnis vom großen Ganzen und dem klitzekleinsten (De-)Teil. Sherlock Holmes ist eine der wenigen literarischen Figuren, die gleichzeitig (natur-) wissenschaftlich und kreativ denken. Denn nur durch seine außergewöhnliche Fähigkeit, winzige Details durch empirische Studien mit Hilfe eines an Genie erinnernden Bachgefühl zu einem vollständigen Bild zusammenzuführen, wird er zu dieser Einzelfigur der Weltliteratur.
Für die Engländer ist Holmes längst zu einem Teil ihrer kulturellen Identität avanciert. Steht er doch für den zurückhaltenden, Pfeife rauchenden Engländer der letzten Jahrhundertwende. Der Stoff wurde schon etliche Male verfilmt (zuletzt entstand die abgrundtief schlechte Umsetzung von Guy Richie mit Robert Downey Jn. und Jude Law) und doch tut es der unentwegten Neuauflage der Bücher keinen Abruf.
Die Verfilmung, auf die hier eingegangen wird, ist die Serie "Sherlock", die dem alten Stoff ein neues Aussehen verleiht ohne aber die Essenz der Texte zu missverstehen. Sherlock (Traumbesetzung Benedict Cumberbatch) und Watson (der aus "The Hitchhiker´s Guide to the Galaxy" bekannte Martin Freeman) leben in der Jetztzeit und lösen ihre Fälle innerhalb einer vom Terrorismus und Finanzkartellen bedrohten Welt, in der es nicht mehr viele Männer wie diese zu geben scheint.

Der traumatisierte John Watson und der vielleicht etwas einsame Sherlock Holmes sind ein wundersames Duo. Nicht viele Verfilmungen konnte diesem ungleichen Gespann gerecht werden. In der von den Machern der Neuauflage von Doctor Who (Stephen Moffat und Mark Gatiss) inszenierten Fernsehserie verstehen wir wenigstens annähernd, warum sich Watson auf den nicht nur manchmal anstrengenden Holmes einlässt und warum dieser dessen Anwesenheit trotz Watson angeblicher "Dummheit" zu schätzen weiß: Die beiden verbindet von Anfang an eine Freundschaft, die zwar keineswegs intellektuell auf gleicher Höhe, aber zumindest auf zwischenmenschlicher Ebene ausgewogen scheint. Watson, so scheint es, zieht aus den Begegnungen mit Holmes einen Nervenkitzel, den der sonst zur Mittelmäßigkeit neigende Allgemeinarzt trotz Militärvergangenheit wie einer Manie sucht. Und Sherlock sieht in Watson einen Anker in der Alltagsrealität, ohne den er trotz allen Geniestreichen nie ganz beikommen kann. Glaubt man manchmal, die Beziehung der beiden beruhe auf einem Herr-Diener-Verhältnis, wird der Zuschauer immer wieder von dem sensiblen Watson überrascht, der brenzlige Situationen entschärft und sich trotz deutlich kleinerem IQ nicht so einfach um den Finger wickeln lässt.

Weils so schön war, hier ein kurzer Ausschnitt aus der ersten Folge der Serie "A Study in Pink":
Fortsetzung folgt...

"Sherlock" ist eine Produktion der BBC. Bisher wurden zwei Staffeln mit drei eineinhalbstündigen Folgen ausgestrahlt. Aufgrund der weiteren Tätigkeiten der beiden Haupt Darsteller, Benedict Cumberbatch spielt den Bösewicht im zweiten Teil der Neuauflage von "Star Trek" und Martin Freeman spielt die Hauptrolle des Bilbo Beutlins in Peter Jackson "The Hobbit", wird die dreitte Staffel erst  2013 gedreht.

Samstag, 24. März 2012

Vampire in Serie - True Blood

Wenn wir uns mit Vampiren im Fernsehen beschäftigen, bemerken wir schnell, dass die Blutsauger häufig als Symbol für etwas anderes stehen, sei es die sexuelle Versuchung, die Unterminierung unserer Gesellschaft, die Marodheit der Politik oder Unterdrückung von Minderheiten. Es steht fest: Vampire können keine einfache Vampire mehr sein. Vorbei ist ihr schönes Leben vom unbedarften Blutgemetzel an rumänischen Jungfrauen, vorbei auch die Zeit der geheimnisumwitterten Legenden und das abgeschiedene Leben in alten Burgen und Schlössern. Vampire stehen in der Öffentlichkeit. Sie werden diskutiert, ihr Benehmen wird beurteilt und Lebensweise beneidet (oder ver-urteilt).
In der Welt in "True Blood" (das auf Vorlage von der "Sookie Stackhouse"-Romanserie von Charlaine Harris basiert) hatten die Vampire ihr "Coming Out", ein Ereignis, das in der Serie nicht weiter beschrieben wird, man sich aber im Grunde wie die Geschichte aus Anne Rice´ Roman "Interview with the Vampire" vorstellen kann. Sie sind nun anerkannte Mitglieder der Gesellschaft, bekleiden offizielle Ämter und müssen sich an menschliche Spielregeln halten (Regel Nr. 1: kein Mensch soll getötet werden). Möglich gemacht wurde dieser Schachzug durch das japanische Getränk "True Blood", synthetisch hergestelltes Blut als Ersatz für das Echte.
In dieser neuen Gesellschaft, in der Kleinstadt Bon Temps in Louisiana lebt Sookie Stackhouse (Anna Paquin), nach außen hin eine sehr naives, einfaches Mädchen. Zeit ihres Lebens hat sie die Gabe, die Gedanken der anderen Menschen zu hören. Ihre Gabe ist gleichzeitig auch ein Fluch, da sie die unkontrollierten Gedankenflüsse oft nicht anschalten kann. Doch als plötzlich der Vampir Bill Compton (Stephen Moyer) durch die Tür der Bar "Merlottes", in der Sookie arbeitet, hinein kommt, ändert sich ihr Leben grundlegend. Bills Gedanken kann sie als einziges nicht hören und lässt sich auf ihn ein. Durch ihr lernt sie den Vampir-Boss Eric Northman (das schwedische Ex-Model Alexander Skarsdgard), deren Untergebene Pam (Kristin Bauer) kennen. Die engstirnige Gesellschaft der Stadt steht dem Neuankömmling mehr als kritisch gegenüber. Vor allem Sookies Bruder Jason (Ryan Kwanten), ihre beste Freundin Tara Thornton (Rutina Wesley) und ihr Boss Sam Merlotte (Sam Tremmel) versuchen sie und Bill zu trennen.
Sie Serie gelingt auf eine ganze neue Art und Weise mit Themen wie die Menschrechts- oder Lesben und Schwulenbewegung umzugehen und verpasst dem amerikanischen Fernsehen zusätzlich eine kritische Auseinandersetzung mit Toleranz aller Art. Die Umsetzung und visuelle Darstellung der Serie ist bezaubernd. Leider leidet die Storyline desöfteren an dem viel zu großen Cast, dessen Einzelgeschichten sich dermaßen verzweigen, dass der Zuschauer dem Geschehen nur sehr schwer folgen kann. Außerdem kann man sich mit der extrem naiven und manchmal doch allzu dümmlichen Hauptdarstellerin wenig identifizieren. Es bleibt: faszinierende Vampire und andere magische Wesen wie Werwölfe, Formenwandler und Hexen, die durch die veränderte Lage ihr Verhältnis zum Menschen verändern und ihre alten Gewohnheiten überdenken müssen.
Fortsetzung folgt...

Mit Hilfe eines bahnbrechenden Marketings hat es die US-amerikanische Serie mittlerweile auf vier Staffeln geschafft. Eine fünfte wird diesen Sommer auf dem Sender HBO anlaufen. Sie orientiert sich relativ genau an der Bestsellervorlage von Charlaine Harris (ein Buch = eine Staffel), die es mittlerweile auf elf Folgen gebracht hat. Erfunden wurde "True Blood" von Alan Ball, der schon mit der Serie "Six Feed Under" für viel Kritikerlob gesorgt hatte.

Fremde Welten: Fringe

Schon wieder eine viel zu gut aussehende, blonde Ermittlerin, die jede Woche seltsame Fälle mit ungewöhnlichen Methoden lösen muss? - Nicht so ganz. So steht zwar die von Anna Torv gespielte Specialagent Olivia Dunham im Mittelpunkt der Spezialeinheit "Fringe", die mit wissenschaftlich schwer erklärbaren Phänomenen zu tun haben, die Hauptrolle spielt sie jedoch weniger. Ihr zur Seite stehen nämlich das wohl liebevollste Vater-Sohn-Paar in der TV-Geschichte: Walter (der aus Herr der Ringe bekannte Neuseeländer John Noble) und Peter Bishop (der ehemalige Teenie Star und erstaunlich guter Schauspieler Joshua Jackson).
Doch Olivia hat es nicht einfach mit ihrer kleinen Spezialeinheit: Walter, ein brillanter Ausnahmewissenschaftler mit einem Faible für Paranormales muss erst einmal aus dem psychiatrischen Gefängnis entlassen werden. Sein Sohn, der intelligente und trickreiche Lebenskünstler Peter, soll ihr dabei helfen. Es stellt sich schnell heraus, dass die ungewöhnlich Kombination aus allen dreien schnelle Erfolge zeigen. Immer seltsamere Fälle sollen gelöst werden und immer öfter kommt es zu Überschneidungen mit dem Leben aller drei.
Erst im Laufe der einzelnen Staffeln werden Punkte in der Vergangenheit zusammengeführt. Walter leidet nämlich an Gedächtnisschwund und kann sich nur durch zufällige Ereignisse (oder Sinneseindrücke) erinnern. Doch es ist überaus wichtig, dass Walter sich an ein ganz bestimmtes Ereignis erinnert, um vielleicht die Welt zu retten...
 Die Sci-Fi-Serie schafft wie kaum eine andere, die wissenschaftliche Theorien aus allen möglichen (naturwissenschaftlichen) Fächern auf ihre Art und Weise real darzustellen. Dabei geht sie behutsam mit ihren Figuren um und kreiert so mit jeder Folge eine kleine, geschlossene Parallelwelt zu unserer. Das Thema Parallelwelt oder alternatives Universum spielt eine wichtige Rolle in der Serie. So durchbricht sie immer wieder den sogenannten Erwartungshorizont des Zuschauers und verlangt ihm einiges ab.
Doch gerade "Fringe" hat es geschafft, eine besonders leidenschaftliche Fan-Gemeinde aufzubauen. Gefährdet durch die immer drohende Absetzung, starteten nicht wenigen Fans eine weltweite Petition gegen die Absetzung der Serie nach der dritten Staffel (die mit einem starken Cliffhänger geendet hatte).
 
 So viel Enthusiasmus gehört belohnt. Das fanden auch die Produzenten und gaben der Serie noch eine Chance. Und auch jetzt, kurz vor dem Ende der vierten Staffel gibt es Verhandlungen zur Fortsetzung. So oder so: es bleibt spannend bei "Fringe".
Fortsetzung folgt...

"Fringe" ist eine Erfindung von J.J. Abrams, Roberto Orci und Alex Kurtzman, die auch schon für "Lost" , "Alias" und die Neuverfilmung von "Star Trek" verantwortlich waren. Derzeit läuft die vierte Staffel auf dem US-amerikanischen Sender Fox.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Fremde Welten - Haven

Mystery-Serien scheinen gerade groß im Kurs zu liegen bei den amerikanischen Produktionen. Was läge da näher als eine Geschichte des wohl größten, amerikanischen Mystery-Autoren für eine neue Serie heranzuziehen?
"Haven" begründet sich auf den 2005 erschienenen Roman "The Colorado Kid" von Stephen King. Hier wie dort steht der mysteriöse Mord an einem Mann aus dem Bundesstaat Colorado, der in der Stadt Haven (das Original spielt auf einer Insel) in Maine an Land gespült wurde. Alle Ansätze, diesen Mord aufzuklären, scheiterten und warfen immer weitere, mysteriöse Fragen auf.
In der Serie geht es nun um die FBI-Agentin Audrey Parker (Emily Rose), die nach Haven kommt, um einen entflohenen Gangster wieder hinter Gitter zu bringen. Doch im Ort gehen seltsame Dinge vor sich: das Wetter scheint sich von einer Sekunde auf die andere komplett zu wandeln, auf der Straße tun sich riesige Risse auf und die Bewohner Havens benehmen sich seltsam abweisend. Um diesen Ungereimtheiten auf den Grund zu gehen, entschließt sie sich, der örtlichen Polizei anzuschließen. Doch der sympathische Polizist Nathan Wuornos (Lucas Bryant) entpuppt sich als ein weiteres Mysterium: er spürt keinen Schmerz. Bei ihren Ermittlungen helfen ihr die zwei kauzigen Journalisten Vince und Dave (Richard Donat und John Dunsworth) und der zwielichtige Duke Crocker (Eric Balfour in seiner besten Rolle bisher).
Doch je mehr sich Audrey in dieser Stadt einlebt, desto mehr findet sie heraus, dass sie vielleicht ein Teil von ihr ist. So sieht eine Frau auf dem Foto vom "Colorado Kid" ihr täuschend ähnlich...
Der neue Wurf des relativ jungen Senders Syfy eröffnet sich einem erst schwer. Die Hauptcharaktere sind wie ihre Fälle wenig durchschaubar und geben nur sehr wenig von sich Preis. Doch im Laufe der ersten Staffel merkt man, dass diese vorsichtige Herangehensweise an die Charaktere seine innere Logik aufweist. Muss man doch nicht nur hinter die Geheimnisse der Stadt und ihrer Bewohner kommen, sondern auch dahinter, wem man trauen kann und wem nicht.
Der Stephen King-Hintergrund der Serie spielt natürlich mit dem Anspruch der Zuschauer. Wir sehen einige King-Motive, ja Plotlinien, mit denen die Mystery-Fans geködert werden.
Fortsetzung folgt...

"Haven"  gibt es seit 2010. Es sind bisher zwei Staffeln beendet worden. Die Serie wurde auf eine dritte Staffel verlängert, die im Laufen diesen Jahres ausgestrahlt wird.

Dienstag, 17. Januar 2012

Fremde Welten - The Walking Dead

Comicverfilmungen liegen im Moment stark im Trend. Spiderman, Superman, Batman und wie sie alle heißen wurden schon zu genüge auch in der Fernsehwelt "verwurstet". Und mit der neuen Comicentwicklung "Graphic Novel" (einem bebilderten Roman) kommen immer neuere Geschichten in das bisher noch traditionellere Fernsehen.
Als ein gutes Beispiel von einer Transformation von Comic ins Fernsehen kann die Zombie-Serie "The Walking Dead" gelten, die auch bei den Preisverleihungen großes Ansehen errungen hat. Das alte Trash-Filmgenre wurde mal wieder mit neuem Glanz versehen, versuchte man doch zur leicht durchschaubaren Zombiegeschichte (plötzlich wache ich auf und die Welt wird von Tausenden und aber Tausenden Zombies - oder besser "Walker"- bewohnt) ein gut nachvollziehbares Weltuntergangsszenario darzustellen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Deputy Rick Grimes (Andrew Licoln), der nach dem Erwachen aus seinem Koma nichts mehr so vor findet, wie es bisher war. Er ist getrennt von Frau Lori (Sarah Wayne Callies) und Sohn Carl (Chandler Riggs), seinem Kollegen und besten Freund Shane (Jon Bernthal) in seiner Stadt herrschen die "Walkers". Mit Hilfe von den wenig übrige gebliebenen Überlebenden macht er sich auf die Suche nach seiner Familie und zeigt dem Zuschauer so peu à peu die Ausmaße der Verwüstung durch die Zombie-Krankheit.
"The Walking Dead" spart nicht mit Lebenden Toten und zeigt den Zuschauern verstörende Szenerien und die Abgründe der Menschheit. Für eine US-amerikanische Serie sehen wir auch erstaunlich wenige Moralaposteln. Die Menschen agieren sehr realistisch: egoistisch und desöfteren überemotionell.
Obwohl die Intensität der Serie im Verlauf der Handlung etwas abfällt, bleibt die Spannung auf einem hohen Level. Ein wenig erinnert die Serie auch an die erste Staffel "Lost", in der ein ähnliches vom Schicksal zusammen gewürfeltes Gefüge von Menschen zusammenwachsen und sich gegen die Außenwelt abschirmen muss. Doch "The Walking Dead" verliert sich nicht in seinen Mysterien sondern zeigt mit relativ klaren Mitteln (sie ist auf 16 mm-Film gedreht worden, was ihr einen gewissen körnigen Look verleiht), wie sich die menschliche Zivilisation kurz vor ihrem (möglichen) Zerfall gestaltet.
Fortsetzung folgt...


"The Walking Dead" basiert auf der Comicvorlage von Robert Kirkman, Tony Moore und Charlie Adlard. Derzeit wird die zweite Staffel auf dem Sender AMC ausgestrahlt. Wegen ihres großen Erfolges wird auch schon eine dritte Staffel geplant.

Samstag, 7. Januar 2012

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Firefly

Haben wir nicht schon genug Serien mit Raumschiffen, fremden Welten und seltsamen Crewmitgliedern? - Wenn man Joss Whedon's Serie "Firefly" kennen gelernt hat, kann man diese Frage getrost mit "Nein" beantworten.
Ganz offensichtlich als Gegenentwurf zum großen Raumschiff-Franchise (wir wissen alle, um wen es hier geht) konzipiert, steht "Firefly" für den Underdog. In einer fernen Zukunft hat sich die Menschheit in der ganzen Galaxie verbreitet. Die in der Mitte gelegenen Planeten sind zu Hochkulturen avanciert und zur "Allianz" zusammen geschlossen, während die Außenplaneten alle (!) der vorzivilen Zeit in den Weststaaten der USA gleichen und zunächst autonom bestehen. Am Anfang der Serie sehen wir einen Unabhängigkeitskrieg der Außenplaneten gegen die Allianz, in der der zukünftige Captain Malcolm Reynolds (der wunderbare Nathan Fillion) und seine erste Offizierin Zoe (Gina Torres) für die Unabhängigkeit kämpfen und verlieren.
Mit ihren Crewmitgliedern dem Piloten und Ehemann Zoes "Wash" (Alan Tudyk), dem Söldner Jayne (Adam Baldwin) und der Schiffsmechanikerin Kaylee (Jewel Staite) fliegen sie das Raumschiff Serenity (engl. für Gelassenheit, Seelenfriede) von Außenplanet zu Außenplanet. Dabei sind immer einige Passagiere, die ihnen einerseits Schmuggelaufträge an Land ziehen und andererseits bei Schwierigkeiten zur Seite stehen: die Coutinsane Inara (Morena Baccarin), der Geistliche Shepherd Book (Ron Glass) und die Flüchtlinge Dr. Simon Tam (Sean Maher) und seine geistig etwas verwirrte Schwester River (Summer Glau).
Im Mittelpunkt der Serie steht weniger ein einheitlicher Strang der Geschichte, sondern die Serenity und ihre Passagiere/ Crew. So erfährt erst im Laufe der Serie mehr über ihre Hintergründe und die Verbindungen, die die Einzelnen zueinander haben. Sie alle verbindet eine gewisse Skepsis gegenüber der allmächtigen Allianz.
Leider hat es dieser Wurf des großartigen Joss Whedon nur auf eine Staffel (und einen darauf folgenden Spielfilm "Serenity") geschafft. Trotzdem ist es der Sci-Fi-Western Wert, beachtet und verehrt zu werden. Der hochkarätige Cast, die detailverliebten Drehbücher und die abwechslungsreiche Regiearbeit lassen "Firefly" zu einem Kleinod der Fernsehgeschichte werden. Wer einmal infiziert ist, wird sich das Titellied "Ballad of Serenity", geschrieben von Joss Whedon, gesungen von Sonny Rhodes, immer und immer wieder anhören wollen. (hier nachzuhören)
Fortsetzung folgt...

Die US-amerikanische Serie "Firefly" lief auf dem Sender Fox im Jahre 2002. Der Fortsetzungsfilm "Serenity" erschien 2005 bei Universal. Viele der Schauspieler stammen aus dem "Whedonversum" oder wurden in dieses aufgenommen. So spielten sowohl Nathan Fillion bei "Buffy" als auch Gina Torres bei "Angel" 2003 die Staffelbösewichter. Adam Baldwin kennt man heute als John Casey aus der Serie "Chuck" und Nathan Fillion als Bestsellerautor und Detektiv in der gleichnamigen Serie "Castle".