Dienstag, 8. November 2011

Queer as TV

In diesem Blog geht es um Serien, um Geschichten, die auf eine bestimmte, neue Art erzählt werden. Um Plots, die es so noch vor wenigen Jahren nicht gegeben hat.
Dabei ist es mir ein wichtiges Anliegen, denjenigen Serien Gehör zu verleihen, die auch ungemütliche und vielleicht kontroverse Themen ansprechen. Zum Glück sind wir einer Zeit, in der (jedenfalls in der Öffentlichkeit) immer weniger gegen Randgruppe diskriminiert wird. Ein Durchschnitt von unterhaltenden Serie ist da ein gutes Vorführungsbeispiel. Noch vor wenigen Jahrzehnten wären viele unserer derzeitigen Serienformate nicht denkbar gewesen.
Gerade das sogenannte Queer Cinema ist eine ziemlich junge Entwicklung und wurde lange Zeit vom Mainstream ausgegrenzt. Heute sind lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Charaktere (Abk. LGBT für Lesbian-Gay-Bisexual-Transgender) so gut wie etabliert. Sogar das so konservative amerikanische Fernsehen sieht sich vor veränderten Tatsachen. Doch noch immer müssen einige Hürden genommen werden, um auch "queere" Geschichten zu erzählen. Die erste schwule TV-Serie, in der auch Sex zwischen Männern mehr oder weniger explizit gezeigt wird, "Queer as Folk" (1999-2000, entwickelt von Russel T. Davies), wurde in Großbrittanien extrem kontrovers diskutiert und schon nach einer Staffel abgesetzt. Trotzdem gelangte der Stoff nach Nordamerika und wurde in einer neuen Serie mit ähnlichem Plot neu gedreht. "Queer as Folk" (2000-2005) erzählte mit ungeheuer schonungslosen Szenen von den Problemen, denen schwule auch im neuen Jahrtausend in Amerika zu leiden haben. Sie zeigte aber auch, dass die vorherrschende schwulen Figur des asexuellen "Mädchenversteher" und der "Kampflesbe" im TV der Rücken gezeigt wurde: "Schwule und Lesben sind genau wie wir. Sie wollen Liebe, Lust, Familie, einen guten Job und gute Freunde." Diese Message kam trotz anhaltenden Protesten auch bei einem heterosexuellen Publikum an. Die Figuren Brian, Justin, Michael, Ted, Emmet und ihren lesbischen Freundinnen Linsey und Melanie wurden zu so etwas wie Symbolen einer neuen Ära.
Seit 1998 lief außerdem die äußerst beliebte Serie "Will & Grace" (1998-2006), die sich um den schwulen Will, seine beste Freundin und seinen schwulen Kumpel drehte. Darauf folgte die lesbische Serie "The L Word" (2004-2009), in der gezeigt wird, wie unbarmherzig auch (lesbische) Frauen gegeneinander sein können.
Diese drei Serien sind (im US-amerikanischen Kontext) sicherlich diejenigen, die Vorreiterfunktionen für weitere LGBT-Charaktere in einem heterosexuellen Umfeld darstellten, obwohl es die ein oder andere Figur sicher schon vorher gegeben hat. Beispiele für Serien mit LGBT-Charaktere im Hauptplot um und nach 2000 sind folgende (Auswahl): "Dawsons Creek" (Jack McPhee), "Buffy - The Vampire Slayer" (Willow Rosenberg, Tara), "Sex and the City" (Stanford Blatch, Anthony Marentino, Samantha für einige Folgen), "Six Feet Under" (David Fisher, Keith), "Everwood" (Kyle Hunter), "The O.C." (Marissa Cooper für einige Folgen), "Bones" (Angela Montenegro), "Torchwood" (Captain Jack Harkness, Ianto Jones), "Skins" (v.a. Maxxie und Emily), "Ugly Betty" (Marc St. James, Justin Suarez), "Brothers and Sisters" (Kevin Walker, Scotty), "Grey's Anatomy" (Callie Torres, Erica Hahn), "Mad Men" (Salvatore Romano), "True Blood" (die meisten Vampirfiguren, v.a. Pam, aber auch Lafayette Reynolds, Tara Thornton), "United States of Tara" (Marshall Gregson), "Glee" (Kurt Hummel, Blaine Anderson, Santana Lopez, Brittany S. Pierce), "Lost Girl" (Bo, Lauren), "Games of Throne" (Renly, Loras)...
Man könnte diese Liste noch ewig fortsetzen. Schon allein die Namen dieser beliebten Serien zeigt, dass dieses Thema einigermaßen etabliert scheint. Nicht homosexuelle Figuren werden immer mehr zum festen Bestandteil einer jeden Serie, sondern auch bisexuelle Figuren bekommen immer mehr Platz eingeräumt. Hierfür können die Serien "Torchwood" und "Lost Girl" gelten, die beide bisexuelle Hauptcharaktere zeigen. Auch Transgenderthemen werden immer wieder angesprochen, hier kann beispielsweise die Schönheitschirurgie-Serie "Nip/Tuck" genannt werden.
Die Themen, die diese Figuren in den verschiedenen Serien begegnen sind so verschieden wie ihre Formate. Sicherlich ist das "Coming Out" eines der zentralsten Motive dieser Figuren, da sie sich in einer heterosexuellen Welt bewegen, die sich leider bis heute als nicht besonders tolerant erweist.
So gesehen brauchen wir auch jetzt noch mehr gute Serien, die uns ein lebensnahes Bild dieser Charaktere vorführen, denn ob wir es einsehen wollen oder nicht: das Fernsehen hat einen Einfluss auf unser Weltbild und muss sich seine Aufgabe immer wieder bewusst machen, die verschiedensten Leute zu erreichen und ihnen zu zeigen, wie die Welt ist und wie sie sein könnte.
Zumindest wäre das ein Anliegen, dass auch hier, in diesem Blog erreicht werden soll...
Fortsetzung folgt...

Montag, 7. November 2011

Crime - With a Twist: Bones

Gleich zu Anfang muss ich gestehen, dass ich auf diese Serie (wie vielleicht einige andere auch) nur durch das Mitwirken meines liebsten Vampirdastellers David Boreanaz gekommen bin. Die Grundeigenschaften von "Bones" klingen im Grunde nach hundertmal gehört, CSI-Abklatsch: Eine Gruppe um die brilliante Wissenschaftlerin Temperance Brennan (Emily Deschanel, Schwester von Zooey) untersucht zusammen mit einem Team des FBI unter der Führung von dem ehemaligen Militär-Sniper Seeley Booth (Boreanaz) unaufgeklärte Fälle. Die wissenschaftliche Arbeit von Brennan und ihren Mitarbeitern, der Künstlerin Angela Montenegro (Michaela Conlin), dem Entomologen Jack Hodgins (T.J. Thyne), der Gerichtsmedizinerin Camille Saroyan (Tamara Taylor) und den verschiedenen Praktikanten Brennans (u.a. Eric Millegan, Ryan Cartwright, Carla Gallo, Michael Grant Terry) steht im Mittelpunkt der einzelnen Folgen und anfangs erfährt man, ähnlich wie bei den CSI-Formaten, nur sehr wenig über das Privatleben der Figuren.

So weit, so uninteressant. Oder? - Wären da nicht die wirklich spannenden Fälle, die einen, kippt man erstmal in die Serie hinein, bei der Stange halten. Selten gab es eine solche Dichte an gut erzählten Kriminalfällen wie bei "Bones"! Das mag einerseits daran liegen, dass das Team von vornherein schwer lösbare Fälle bekommt, sind die Morde doch zuweilen schon vor einiger Zeit begangen worden und die zu untersuchenden Beweismittel nur noch schwer überhaupt untersuchbar.
Ein weiterer Einschaltgrund bleibt auch die Chemie zwischen den einzelnen Figuren. Zu Booth' FBI-Team gesellt sich auch der junge, aber äußerst intelligente Psychologe und Profiler Lance Sweets, der die beiden Hauptfiguren auf ihre offensichtlich unterdrückte Gefühle füreinander aufmerksam macht. Und auch die Wissenschaftler haben die ein oder anderen Beziehungsprobleme untereinander.
Alles in alles ist diese Serie wirklich bemerkenswert unterhaltsam für eine Krimiserie und zurecht schon über sechs Jahre auf Sendung. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen auch weiterhin auf diesem Niveau bleiben können oder einsehen, dass man aufhören sollten, wenns am schönsten ist.
Fortsetzung folgt...

Die US-amerikanische Serie basiert auf den äußerst erfolgreichen Büchern von Kathy Reichs und wird seit 2005 auch von ihr für den Sender FOX produziert. Derzeit startet die siebente Staffel.

Sonntag, 6. November 2011

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Misfits

Britische Serien unterscheiden sich (idealerweise) oft stark von ihren gleichsprachigen Nachbarn in den USA. Das müssen sie auch, die meisten TV-Stationen der Einkauf von Serien um einiges billiger ist als die Eigenproduktion. Deswegen exportiert das UK eine ihrer meiner Meinung nach stärksten Erzählmodi: der schwarze Humor. Britischer Humor unterscheidet sich essentiell von der Art Commedy, wie man sie im amerikanischen Fernsehen sieht. Er ist hart, unbarmherzig und mit ein wenig Melancholie und Pessimismus behaftet.
Und mit einer solchen Grundeinstellung wurde auch die wunderbare Serie "Misfits" geschrieben. Hier geht es um eine Gruppe Jugendlicher, die nach verschiedenen Vergehen ihre Sozialstunden in einem heruntergekommenen Gemeindezentrum absitzen müssen. Ihre Situation ändert sich jedoch gewaltig, als sie ein seltsames Gewitter in die Luft schleudert und jedem eine geheime Fähigkeit verleiht. Diese Superkräfte lehnen sich an das an, was sich die Person am meisten wünscht. So kann sich der schüchtern (und ein wenig gruselige) Simon (Iwan Rheon) unsichtbar machen, während die hübsche Alisha (Antonia Thomas) Männer nur durch Berühung dazu bringen kann, mit ihr zu schlafen. Die toughe Kelly (Lauren Socha, bekannt aus dem tollen Musikvideo von den Arctic Monkey "When The Sun Goes Out") kann plötzlich Gedanken lesen und der ehemalige berühmte Läufer Curtis (Nathan Stewart-Jarrett) die Zeit zurück drehen. Nur der freche, überaktive Nathan (Robert Sheehan) weiß noch nichts über seine Fähigkeit. Wir sehen die "Problemkinder" einerseits mit ihrer Persönlichen Situation hadern und andererseits sich gemeinsam gegen die nun veränderte Welt wehren. Doch was tun, wenn der eigene Sozialarbeiter plötzlich zum Zombie wird und einen umbringen will?
Der (politische nicht korrekte) Ton dieser Serie und erfrischend normalen Charaktere machen sie zu einem Must-See auch für alle Sci-Fi-Gegner. Es wird auf eine lustige, unterhaltende Weise der Frage nachgegangen, was passiert, wenn du einen Wunsch frei hättest und er dir eine Superkraft verleiht?
Fortsetzung folgt...

Die Serie ist in einem fiktionalen Vorort von London angesiedelt. Sie wird auf dem britischen Privatsender E4 seit 2009 ausgestrahlt und erfreut sich hoher Einschaltquoten. Derzeit wird an der dritten Staffel gedreht.

Donnerstag, 3. November 2011

Vampire in Serie - Moonlight

Vampirserien müssen heute mehr bieten als einfach nur Horrorsequenzen. Der moderne Vampir (-mann) ist ein hübscher Typ, dem die Frauen zu Füßen liegen, der sich aber von der Welt zurück zieht und liebe auf die große Liebe wartet. In diesem Fall ist diese große Liebe interessanterweise ein Mädchen, das er vor Jahren einmal vor einem anderen Vampir gerettet hat und dessen Leben er im Stillen bis heute verfolgt. Sie, Beth Turner (Sophia Myles), ist mittlerweile eine toughe Reporterin und ist von Mick St. John (Alex O´Loughlin) von vornherein angetan. Es entwickelt sich ein Vampir-Mensch-Gespann, das übernatürliche Fälle löst (wo haben wir das schon einmal gehört?), wobei dem Liebespaar einige Steine in den Weg gelegt werden. Zum einen ist da der Vampir Josef Kostan (Jason Dohring), der als bester Freund von Mick Einfluss auf ihn nehmen will, wieder zum Blut trinkenden "Vollblutvampir" zu werden und zum anderen Micks totgeglaubte Frau Coraline Duvall (Shannyn Sossamon), die ihn und beinahe Beth zum Vampir machte.

Alles in allem lebt die Serie vom Elan der weiblichen Hauptdarstellerin (Sophia Myles) und den brillanten, aber kurz gehaltenen Auftritten vom grandiosen Jason Dohring. Der Vampir Mick bleibt bis zum Schluss ziemlich farblos und auch die Fälle blieben eher Durchschnitt. Dass die Serie nach nur einer Staffel abgesetzt wurde, ich nicht wirklich verwunderlich, obwohl am Ende einige Geschichten (v.a. die Vorgeschichte von Josef) offen gelassen werden.
Fortsetzung folgt...

"Moonlight" wurde 2007 auf dem US-amerikanischen Sender CBS ausgestrahlt und wegen geringer Einschaltquoten abgesetzt.