Montag, 19. September 2011

Serious Seriality – Anstelle eines Editorials




Schon seit der Kinderzeit liebte ich die Serie. Noch bevor ich fernsah oder lesen konnte faszinierten mich die Geschichten, die ich jeden Abend von meinen Eltern vorgelesen bekam: Die Hausmärchen der Brüder Grimm, Tausend und eine Nacht, die Märchen von Hauff und Andersen. Sie entführten mich andere Welten und durch ihre Wiederholung an einer bestimmten Zeit an einem bestimmten (sicheren und geborgenen) Ort wurden sie fast magisch.
Die Serie ist für uns alle omnipräsent. Wir alle haben bestimmte Angewohnheiten, seien es jährliche Rituale, monatliche Treffen oder tägliche Handgriffe. Wir halten sie nicht immer ein, aber sie sind Fixpunkte in unserem Leben. Denn die Einhaltung eines sich wiederholenden Rituals verspricht immer die Fortsetzung und damit die Vorfreude auf ein weiteres Teil der Serie.
Wie im Leben, so ist auch in der Kunst zwischen der offenen und der geschlossenen Serie zu unterscheiden (obwohl die Serie an sich immer auch eine Offenheit suggeriert). Gerade in der erzählenden Kunst kann diese Unterscheidung oft zu einem Problem werden: Der Abschluss einer offenen Serie ist per se nicht durchführbar, da diese von Anfang daraufhin ausgelegt ist. Das Paradoxe ist nämlich, dass jede noch so offen angelegte Serie einmal enden muss. Auch in der Serienwelt gibt es ein Gedeihen und Vergehen.  Eine geschlossene Serie (mit einem von vorherein intendiertem Ende im Stile einer „Telenovela“ beispielsweise) hat dagegen das Problem, nicht genug erzählen zu können und alle „Erzählfäden“ zusammen kommen zu lassen.
Serien spielen mit unserer Neugierde. Die meisten serial angelegten Romanreihen und Fernsehserien arbeiten mit dem Fortsetzungselement. An das Ende des einzelnen Seriensegments wird ein sogenannter „Teaser“ gesetzt, der auf das nächste Segment neugierig machen soll. Solche Teaser sind oft dramatisch oder mehrdeutig, sodass der Zuseher/ Leser der Serie treu bleibt. In kaum einem anderen Erzählrahmen wird so stark auf die Rezipienten hingearbeitet wie bei ihr. Gerade im heutigen TV-Serienbusiness haben Zuschauerzahlen und -meinungen so viel Einfluss,  dass sie über den Inhalt und Weitergang der Serie entscheiden. Beispielsweise wurden in den letzten Jahren durch die Abnahme der Zuseherzahlen im amerikanischen Fernsehen derartig viele neue TV-Serien abgesetzt, dass man kaum noch von einem Fernsehgenuss sprechen konnte. Umfragen ergaben, dass der typische Serienzuseher der werberelevanten Zielgruppe seine Sehgewohnheiten veränderte: statt jede Woche eine neue Folge seiner Lieblingsserie abzuwarten, schaue er nun lieber eine oder mehrere Folgen auf DVD in seinem eigenen Zeitrahmen, ohne Werbeunterbrechungen und unabhängig von der Programmwillkür der Sender.
In unserer multimedialen Zeit wird auch die Serialität immer unkontrollierbarer. Der Trend geht immer mehr hin zur individuellen Gestaltung des Fernsehprogramms und darauf müssen die Sender nun reagieren. Seit einiger Zeit gibt es deswegen eine Flut von mehr oder minder gut gemachten DVD-Boxen für TV-Serien, auf denen neben den einzelnen Folgen der jeweiligen Staffel auch Extra-Features wie Audio-Kommentare, Making-Ofs oder Trailer für andere Staffeln oder Serien enthalten sind.
Das ältere Medium Buch hat weniger mit diesen Problemen zu kämpfen, obwohl es auch hier einen Trend zur Digitalisierung (E-Books etc.) gibt. Serialität gibt es hier schon lange, ist sie doch eine der ältesten Formen von Erzählen überhaupt. Geschichten wurden von Mensch zu Mensch weiter gegeben und –erzählt. Man könnte sagen, dass die Serie schon immer Bestandteil der Erzählung ist. So wie das Leben, wird auch der Erzählstoff unendlich weiter geschrieben.
Auch der tatsächliche Stoff der Serie hat sich bis heute kaum verändert. Das Verbrechen, die Missachtung von Moral und Ethik war schon immer ein Stoff von großer Aufmerksamkeit (manche behaupten sogar, dass die Geschichte von Adam und Eva der erste Kriminalfall der Geschichte war). So ist es heute nicht besonders merkwürdig, dass sich die Serie in beiden Medien zu einem nicht unbescheidenen Teil dem Kriminalfall widmet.
Irgendwo habe ich einmal gehört, dass die Faszination Serienmordes an die Form der Serie selbst erinnert: Das Setting variiert, aber die Struktur bleibt die gleiche. Und da wären wir auch schon bei einer wichtigen Komponente der Serie: ihre regelhafte Struktur. Denn wenn man etwas als Serie erkennen will, muss man ein bestimmtes strukturales Regelwerk erschaffen, bestimmte äußerliche und inhaltliche Mittel, die Zugehörigkeit demonstrieren. Beispielsweise hat ein Detektivroman als Fixpunkt Detektiv X., der die verschiedenen individuellen Fälle lösen muss, oder ein Arztserie als Setting das Krankenhaus und als Personal Ärzte und Patienten. Diese Strukturen können sehr streng sein (Zeit, Raum, Personen) oder nur an ein kleines Merkmal gebunden sein (die verschiedenen Erlebnisse von Person Y.). Wie schon angedeutet können für die Etablierung dieser Regelwerke bestimmte Genrezugehörigkeiten dazu anreizen, das Regelwerk als gegeben hinzunehmen.
Gute Serienschreiber sehen sich allerdings dazu veranlasst, mit den Genreerwartungen zu spielen und „grundlegende“ Regeln zu brechen. So kann man beispielsweise in der Serie „Buffy – The Vampir Slayer“ den Tod der Protagonistin verfolgen, obwohl die Serie für weitere Staffeln freigegeben wurde, oder man sieht die Detektivfigur Dexter in der gleichnamigen Serien selbst einen Mord begehen. Kurz: Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden. Was jedoch nicht heißt, dass sie nicht gebraucht werden.
In diesem Blog soll es nun darum gehen, die Serialität in unserer Gegenwart aufzuspüren und mit Hilfe von Serien einen bestimmten Blick auf die Welt einzufangen. Serien sind Teil unseres Lebens und spiegeln es gleichzeitig wieder, sie sind zeitgemäß und universell. Und am Ende sind sie auch einfach nur ´ne Menge Spaß!
Fortsetzung folgt…

Donnerstag, 8. September 2011

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: United States of Tara

Eine Serie rund um die wunderbare Schauspielerin Toni Collette (u.a. bekannt aus Velvet Goldmine, About a Boy, The Hours und Little Miss Sunshine), produziert von Stephen Spielberg? Geil?? Ja!
Die Familie Gregson hat es eigentlich schön: Tara ist Hausfrau und hat zwei Kinder: die toughe Kate (Brie Larson) und den schüchternen, schwulen Marshall (Keir Gilchrist), einen liebesvollen Ehemann Max (John Corbett), nette Nachbarn und eine Schwester, die ihr immer wieder Gesellschaft leistet. Das Leben könnte doch so schön sein! Gäbe es da nicht T, Alice, Buck und all die anderen Persönlichkeiten, in die sich Tara in Stresssituationen verwandelt! Diese stellen im Leben ihrer Familie allerhand Blödsinn an und bringen den Haussegen ordentlich durcheinander. Tara versucht immer wieder durch verschiedene Therapien Herr über ihre Alter Egos zu bekommen, bis es zum Eclat kommt und sie sich zwischen dem Heil ihrer Familie und ihren eigenen Wünsche fürs Leben entscheiden muss.
Nach drei Staffeln voller extrem lustigen und extrem traurigen Folgen um das Allround-Talent Collette, wurde die Serie nun in den USA eingestellt und zu einem würdigen Ende gebracht.
Fortsetzung folgt...

Die US-amerikanische Serie wurde auf dem Sender Showtime von 2009 bis 2011 ausgestrahlt und umfasst 3 Staffeln. Sie entstand nach einer Idee von Stephen Spielberg.

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Veronica Mars

Schweifen wir nunmal ab in ein anderes, von mir sehr geliebtes Genre: die Teenie-Fernsehserie. Dieses Genre hat es oft schwer, von einem älteren Publikum ernst genommen zu werden und genehmigt sich daher in den letzten Jahren im neuere Zugänge zum großen Thema "Teenage-Angst".
Die Serie Veronica Mars verbindet meiner Meinung sehr gekonnt den typischen Detektivplot damit. Veronica Mars (Kristen Bell) ist eine ehemals beliebte, nun aber gehänselte High-School-Schülerin, die mit dem Tod ihrer besten Freundin (Amanda Seyfried) und dem Verlust ihrer Popularität und ihrem Freund Duncan (Teddy Dunn). Angestiftet von ihrem Vater, nimmt sie Fälle in der High School an und startet eine nicht ganz unkomplizierte Beziehung mit dem Schulrüpel und Millionärssohn Logan Echolls (Rohdiamant Jason Dohring). Serie kam leider, ganz zum Missfallen eines immer größer werdenden Fanclubs, nur bis zu einer offen gelassenen dritten Staffel, in der Veronica auf dem College nach Verbrechern sucht und sich wohl endgültig von Logan trennt. Doch der einzigartige Stil der Serie bleibt erhalten genauso wie die kleinen Nebencharaktere, die ihres gleichen suchen (eine wunderschön böse Charisma Carpenter als Logans Affaire und Alyson Hannigan als seine verzogene Schwester, selbst Joss Whedon, Schöpfer des Buffyversums hat einen kleinen Gastauftritt in der Serie). Mit ihrem sher trockenen Humor und Art sich durch ihr Aussehen (klein - blond - blöd?) einen Vorteil zu verschaffen, schufen Rob Thomas und Kristen Bell mit "Veronica Mars" ein Teenie-Revival des "Film Noirs" wie es sonst nur wenigen geglückt ist.
Fortsetzung folgt...

Die US-amerikanische Serie wurde von 2004 - 2007 beim Sender UPN ausgestrahlt und hat es auf drei Staffeln geschafft, bevor sie abgesetzt wurde.

Mittwoch, 7. September 2011

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Torchwood

Hier gleich noch eine Empfehlung einer unbekannten Serie aus dem Supernatural-Sci-Fi-Bereich.
In Wales befindet sich eine kleine Abteilung einer geheimen staatlichen Organisation mit Namen "Torchwood", deren Aufgabe es ist, außerirdische Aktivitäten zu orten und falls Gefahr besteht, diese zu bannen. Chef dieser Organisation ist der Zeitreisende Captain Jack Harkness (bisexueller Amerikaner aus dem 51. Jahrhundert), gespielt von John Barrowman. Seine Angestellten: der Mediziner Owen Harper (der großartige Burn Gorman), die Computerexpertin Toshiko Sato, der Sekretär Ianto Jones (Gareth David-Lloyd) und als neustes Mitglied die Polizistin Gwen Cooper (Eve Myles). Doch in diesem kleinen Kreis ist nicht nur Arbeit angesagt, denn es herrschen einige Liebesverirrungen zwischen allen Angestellten. Gwen hat zwar ihren Freund (später Ehemann) Rhys (Kai Owen), beginnt aber eine Affaire mit Owen und verliebt sich auch in Captain Jack. Ianto hält seine Androiden-Freundin vor allen versteckt, beginnt dann jedoch eine leidenschaftliche Affaire mit Captain Jack und Toshiko ist heimlich in Owen verliebt und sagt es ihm erst, als alles zu spät ist.
Sie Serie, die mehr oder weniger in ihrer vierten Staffel ist, durchläuft viele grundlegende (personelle) Veränderungen im Laufe der Zeit, auch die Einstellungen des mysteriösen Oberhaupt des Unternehmens wird nicht nur einmal bezweifelt. Denn dieser ist unsterblich und hat eine unbekannte Aufgabe zu erfüllen, denn "dies ist das Jahrhundert, in dem sich alles ändert", wie er sagt.
Fortsetzung folgt...

Torchwood ist ein Spin-Off der britischen Kultserie "Doctor Who" und hat es durch Kooperationen mit den verschiedenen BBC-Sendern seit 2006 mittlerweile auf vier Staffeln gebracht.

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Lost Girl

In dieser Unterkategorie sollen Serien vorgestellt werden, die abseits der großen Hollywood und Co.-Produktionen passieren und damit meist irgendwie unter den Tisch fallen. Oder auch nicht, denn manchmal passiert es, dass solche Serienproduktionen durch ihre neue Themenlage (abseits vom Disney-Familien-Kitsch) eine große Zuseher-Frequenz bekommen, gerade weil sie anders sind.
Mir fällt das v.a. bei britischen Produktionen auf, die im deutschsprachigen Fernsehen nur sehr selten überhaupt gesendet werden. Aber auch kanadische und australische Produktionen werden (wenn sie nicht in Kooperation mit US-amerikanischen Sendern sind) häufig übersehen.
Wie diese Supernatural-Serie: In "Lost Girl" geht es um eine Dämonin, die durch ihren Status als Neutrale sowohl übernatürlichen Wesen, als auch Menschen mit ihrem Job als Detektivin helfen kann. Doch auch sie hat allzu menschliche Probleme: sie ist als Adoptivkind auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter und verliebt sich in Dyson, einem Werwolf und Lauren, einer übernatürlichen Ärztin. Außerdem hat sie, wie jede ordentlich Heldin einen Side-Kick, Kenzi, die sie in menschlichen Dingen unterstützt.
Toughe Frauen im Fernsehen kennen wir zwar schon einige, doch gleich eine Action geladene Supernatural-Serie (sie ist im Gegensatz zur Fantasy-Serie in der "realen" Welt angesiedelt, in der eben auch übernatürliche Wesen existieren) um sie zu erschaffen, kennen wir nur noch selten. Sicherlich hat man auch hier ein wenig auf die "Mutter aller Tough-Girls" Buffy Summer und vielleicht eine kleine Hommage an die weniger brave zweite Jägerin der Serie "Buffy - The Vampire Slayer"angebracht. Eine weitere Hommage gilt der Fantasyserie Xena, in der eine ähnliche Dynamik zwischen den beiden Hauptcharakteren (Xena und Gabrielle = Bo und Kenzi) besteht. Dabei ist die sexuelle Offenheit der Hauptdastellerin eine willkommene Abwechslung gegenüber dem heterosexuellen Durchschnitt. Schön anzusehen ist diese kleine Serie allemal und einen Tipp meinerseits Wert.
Fortsetzung folgt...

Lost Girl läuft auf dem kanadischen Sender Showcase seit 2010, derzeit wird die zweite Staffel ausgestrahlt.