Donnerstag, 6. November 2014

Crime - With a Twist: Fargo

Schneebedeckte, einsame Landschaften, wohin das Auge sieht.
Irgendwo im nirgendwo von Minnesota liegt die kleine Stadt Bemidji, in der Versicherungsangestellte Lester Nygaard (Martin Freeman) und die Hilfpolizistin Molly Solverson (Allison Tollman) leben. Während Molly in ihrem Beruf sich nicht durchsetzen kann,  scheint es auch in Lesters Leben keinerlei Frohsinn zu geben: Seine Frau und selbst alte Highschoolfeinde machen ihm tagtäglich das Leben schwer. Doch dieser trostlose Trott wird jäh unterbrochen als der zwielichtige Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) in das Städtchen kommt. Lorne ist Auftragskrimineller und erledigt für eine seltsame Organisation scheinbar willkürliche Aufträge, wie z.B. die Entführung eines Angestellten.
Lornes und Lesters Wege kreuzen sich nur kurz, doch folgeschwer. So muss Lester feststellen, dass Lorne seinen Angreifer nach einer kurzen Unterhaltung kaltblütig ermordet. Mit dieser Tat beginnt sein Leben neue Bahnen einzuschlagen: all seine innere Wut kommt nun zu Tage. Er lässt sie an seiner herzlosen Frau aus und muss daraufhin mit den Konsequenzen leben.
Und auch Molly muss mit den Auswirkungen von Lornes Taten in Bemidji umgehen. Wurde doch ihr Partner und einziger Freund im Polizeidezernat beim Einsatz in Lesters Haus erschossen. Wild entschlossen, den Schuldigen zu finden, stellt sie all die richtigen Fragen, muss sich aber gegen ein verkrustetes, männerdominiertes System zur Wehr setzen. Hilfe bekommt vom alleinerziehenden Gus Grimly (Colin Hanks), dessen Wege sich ebenfalls mit Lorne kreuzten.
Dieser wiederum verschwindet bald aus dem Ort und nimmt sich anderen Aufträgen an.
Die Anthologie- bzw. Miniserie, deren Handlung lose auf dem gleichnamigen Film der Coen-Brüder basiert, schafft es ein ganz anderes Amerikabild zu vermitteln. Bemidji, Minnesota, wirkt eher wie eine norwegische Kleinstadt als ein typisch amerikanischer Ort. Sie schafft es dennoch (oder gerade deswegen) eine Stimmung zu erzeugen, die zugleich unheimlich und vertraut wirkt.
Die faszinierende Figur Lorne Malvo zieht auch den Zuseher in seinen Bann. So ist er nämlich nicht nur kaltblütig und böse, sondern auch mitfühlend und philosophisch. Er scheint eine natürliche Gabe dafür zu haben, die Menschen an der Nase herumzuführen und in seine, beabsichtigte Richtung zu lenken.
Ebenso haben es im übrigen auch die Macher dieser Serie mit dem Zuschauer gemacht.  Vor jeder Folge ein Disclaimer verlautbart wird, dass alle Begebenheiten wahr seien. So wird der Zuseher an der Nase herum geführt, das Gesehene nicht zu hinterfragen und als historische Gegebenheit hinzunehmen. Genauso stellt sich die Frage, warum die Serie "Fargo" heißt, obwohl dieses Wort (die Kenner des Coen-Film wissen, dass dies ein nahegelegener, fiktiver Ort in North Dakota ist) so gut wie nie auftaucht.
In der nächsten Staffel soll dann wieder eine andere Geschichte erzählt werden. Dann liegt es wieder an den Zusehern, Überlegungen anzustellen, ob ein Zusammenhang besteht.
Wir bleiben gespannt. Fortsetzung folgt...

Fargo lief auf dem amerikanischen Sender FX für zehn Folgen. Konzipiert wurde die Serie von Noah Hawley (Bones) und hat einige hochkarätige Preise wie den Emmy gewonnen.