Dienstag, 6. Dezember 2011

Crime - With A Twist: Pushing Daisies

Was wäre, wenn man Mordopfer nach ihren Mörder befragen könnte? Der Kuchenbäcker Ned (Lee Pace) und der Detektiv Emerson Cod (Chi McBride) haben es sich zur Aufgabe gemacht, Fälle auf diese Weise zu lösen, um so schnell und unkompliziert die Belohnung für ihre Dienste einstreichen. Dank Neds ungewöhnlichem Talent, Tote für eine Minute wieder zum Leben zu erwecken floriert ihr Geschäft als plötzlich Neds Jugendliebe Chuck (Anna Friel) in der Leichenhalle vor ihm liegt. Er bringt es nicht übers Herz, sie abermals sterben zu lassen und lässt sie am Leben. Doch daraus ergeben sich einige Komplikationen: erstens können sich die beiden niemals berühren, weil Chuck sofort sterben würde, zweitens kann Chuck ihren Tanten Vivian (Ellen Greene) und Lily (Swoosie Kurtz) nichts von ihrem Leben nach dem Tod erzählen und drittens muss für jeden, der länger als eine Minute am Leben bleibt, ein anderer sterben. Und auch des Kuchenbäckers Kellnerin Olive Snook (die großartige Kristin Chenoweth), die heimlich in Ned verliebt ist, will hinter das Geheimnis rund um Chuck kommen.
Die farbenfrohe Optik dieser Serie erinnert einen an eine Mischung aus Tim Burtons "Big Fish" und Jean-Pierre Jeunets "Le fabuleux destin d’Amélie Poulain". Wir sehen eine märchenhafte Welt, in der viele traurige, einsame Menschen leben, die jedoch alle auf ihre Art und Weise das Schöne in ihr erkennen wollen. So sind die einzelnen Fälle zwar alles Mordfälle, aber die Motive der Täter sind oftmals romantischer Art. "Pushing Daisies" hat dem Wort Kitsch mal wieder eine völlig neue Dimension gegeben, mit ihren heiteren, bunten Bildern hat sie ein kleines bisschen dazu beigetragen, dass das Fernsehen nicht ganz so überrealistisch daher kommt.
Und zum weiter Träumen: Fortsetzung folgt...

"Pushing Daisies" (zu dt. in etwa "Die Radieschen von unten anschauen") schaffte es auf zwei kleine Staffeln bei dem US-amerikanischen Fernsehsender ABC und lief von 2007 bis 2009. Für die Hauptdarsteller Anna Friel und Lee Pace war dies der kommerzielle Durchbruch in Hollywood.

Dienstag, 8. November 2011

Queer as TV

In diesem Blog geht es um Serien, um Geschichten, die auf eine bestimmte, neue Art erzählt werden. Um Plots, die es so noch vor wenigen Jahren nicht gegeben hat.
Dabei ist es mir ein wichtiges Anliegen, denjenigen Serien Gehör zu verleihen, die auch ungemütliche und vielleicht kontroverse Themen ansprechen. Zum Glück sind wir einer Zeit, in der (jedenfalls in der Öffentlichkeit) immer weniger gegen Randgruppe diskriminiert wird. Ein Durchschnitt von unterhaltenden Serie ist da ein gutes Vorführungsbeispiel. Noch vor wenigen Jahrzehnten wären viele unserer derzeitigen Serienformate nicht denkbar gewesen.
Gerade das sogenannte Queer Cinema ist eine ziemlich junge Entwicklung und wurde lange Zeit vom Mainstream ausgegrenzt. Heute sind lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Charaktere (Abk. LGBT für Lesbian-Gay-Bisexual-Transgender) so gut wie etabliert. Sogar das so konservative amerikanische Fernsehen sieht sich vor veränderten Tatsachen. Doch noch immer müssen einige Hürden genommen werden, um auch "queere" Geschichten zu erzählen. Die erste schwule TV-Serie, in der auch Sex zwischen Männern mehr oder weniger explizit gezeigt wird, "Queer as Folk" (1999-2000, entwickelt von Russel T. Davies), wurde in Großbrittanien extrem kontrovers diskutiert und schon nach einer Staffel abgesetzt. Trotzdem gelangte der Stoff nach Nordamerika und wurde in einer neuen Serie mit ähnlichem Plot neu gedreht. "Queer as Folk" (2000-2005) erzählte mit ungeheuer schonungslosen Szenen von den Problemen, denen schwule auch im neuen Jahrtausend in Amerika zu leiden haben. Sie zeigte aber auch, dass die vorherrschende schwulen Figur des asexuellen "Mädchenversteher" und der "Kampflesbe" im TV der Rücken gezeigt wurde: "Schwule und Lesben sind genau wie wir. Sie wollen Liebe, Lust, Familie, einen guten Job und gute Freunde." Diese Message kam trotz anhaltenden Protesten auch bei einem heterosexuellen Publikum an. Die Figuren Brian, Justin, Michael, Ted, Emmet und ihren lesbischen Freundinnen Linsey und Melanie wurden zu so etwas wie Symbolen einer neuen Ära.
Seit 1998 lief außerdem die äußerst beliebte Serie "Will & Grace" (1998-2006), die sich um den schwulen Will, seine beste Freundin und seinen schwulen Kumpel drehte. Darauf folgte die lesbische Serie "The L Word" (2004-2009), in der gezeigt wird, wie unbarmherzig auch (lesbische) Frauen gegeneinander sein können.
Diese drei Serien sind (im US-amerikanischen Kontext) sicherlich diejenigen, die Vorreiterfunktionen für weitere LGBT-Charaktere in einem heterosexuellen Umfeld darstellten, obwohl es die ein oder andere Figur sicher schon vorher gegeben hat. Beispiele für Serien mit LGBT-Charaktere im Hauptplot um und nach 2000 sind folgende (Auswahl): "Dawsons Creek" (Jack McPhee), "Buffy - The Vampire Slayer" (Willow Rosenberg, Tara), "Sex and the City" (Stanford Blatch, Anthony Marentino, Samantha für einige Folgen), "Six Feet Under" (David Fisher, Keith), "Everwood" (Kyle Hunter), "The O.C." (Marissa Cooper für einige Folgen), "Bones" (Angela Montenegro), "Torchwood" (Captain Jack Harkness, Ianto Jones), "Skins" (v.a. Maxxie und Emily), "Ugly Betty" (Marc St. James, Justin Suarez), "Brothers and Sisters" (Kevin Walker, Scotty), "Grey's Anatomy" (Callie Torres, Erica Hahn), "Mad Men" (Salvatore Romano), "True Blood" (die meisten Vampirfiguren, v.a. Pam, aber auch Lafayette Reynolds, Tara Thornton), "United States of Tara" (Marshall Gregson), "Glee" (Kurt Hummel, Blaine Anderson, Santana Lopez, Brittany S. Pierce), "Lost Girl" (Bo, Lauren), "Games of Throne" (Renly, Loras)...
Man könnte diese Liste noch ewig fortsetzen. Schon allein die Namen dieser beliebten Serien zeigt, dass dieses Thema einigermaßen etabliert scheint. Nicht homosexuelle Figuren werden immer mehr zum festen Bestandteil einer jeden Serie, sondern auch bisexuelle Figuren bekommen immer mehr Platz eingeräumt. Hierfür können die Serien "Torchwood" und "Lost Girl" gelten, die beide bisexuelle Hauptcharaktere zeigen. Auch Transgenderthemen werden immer wieder angesprochen, hier kann beispielsweise die Schönheitschirurgie-Serie "Nip/Tuck" genannt werden.
Die Themen, die diese Figuren in den verschiedenen Serien begegnen sind so verschieden wie ihre Formate. Sicherlich ist das "Coming Out" eines der zentralsten Motive dieser Figuren, da sie sich in einer heterosexuellen Welt bewegen, die sich leider bis heute als nicht besonders tolerant erweist.
So gesehen brauchen wir auch jetzt noch mehr gute Serien, die uns ein lebensnahes Bild dieser Charaktere vorführen, denn ob wir es einsehen wollen oder nicht: das Fernsehen hat einen Einfluss auf unser Weltbild und muss sich seine Aufgabe immer wieder bewusst machen, die verschiedensten Leute zu erreichen und ihnen zu zeigen, wie die Welt ist und wie sie sein könnte.
Zumindest wäre das ein Anliegen, dass auch hier, in diesem Blog erreicht werden soll...
Fortsetzung folgt...

Montag, 7. November 2011

Crime - With a Twist: Bones

Gleich zu Anfang muss ich gestehen, dass ich auf diese Serie (wie vielleicht einige andere auch) nur durch das Mitwirken meines liebsten Vampirdastellers David Boreanaz gekommen bin. Die Grundeigenschaften von "Bones" klingen im Grunde nach hundertmal gehört, CSI-Abklatsch: Eine Gruppe um die brilliante Wissenschaftlerin Temperance Brennan (Emily Deschanel, Schwester von Zooey) untersucht zusammen mit einem Team des FBI unter der Führung von dem ehemaligen Militär-Sniper Seeley Booth (Boreanaz) unaufgeklärte Fälle. Die wissenschaftliche Arbeit von Brennan und ihren Mitarbeitern, der Künstlerin Angela Montenegro (Michaela Conlin), dem Entomologen Jack Hodgins (T.J. Thyne), der Gerichtsmedizinerin Camille Saroyan (Tamara Taylor) und den verschiedenen Praktikanten Brennans (u.a. Eric Millegan, Ryan Cartwright, Carla Gallo, Michael Grant Terry) steht im Mittelpunkt der einzelnen Folgen und anfangs erfährt man, ähnlich wie bei den CSI-Formaten, nur sehr wenig über das Privatleben der Figuren.

So weit, so uninteressant. Oder? - Wären da nicht die wirklich spannenden Fälle, die einen, kippt man erstmal in die Serie hinein, bei der Stange halten. Selten gab es eine solche Dichte an gut erzählten Kriminalfällen wie bei "Bones"! Das mag einerseits daran liegen, dass das Team von vornherein schwer lösbare Fälle bekommt, sind die Morde doch zuweilen schon vor einiger Zeit begangen worden und die zu untersuchenden Beweismittel nur noch schwer überhaupt untersuchbar.
Ein weiterer Einschaltgrund bleibt auch die Chemie zwischen den einzelnen Figuren. Zu Booth' FBI-Team gesellt sich auch der junge, aber äußerst intelligente Psychologe und Profiler Lance Sweets, der die beiden Hauptfiguren auf ihre offensichtlich unterdrückte Gefühle füreinander aufmerksam macht. Und auch die Wissenschaftler haben die ein oder anderen Beziehungsprobleme untereinander.
Alles in alles ist diese Serie wirklich bemerkenswert unterhaltsam für eine Krimiserie und zurecht schon über sechs Jahre auf Sendung. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen auch weiterhin auf diesem Niveau bleiben können oder einsehen, dass man aufhören sollten, wenns am schönsten ist.
Fortsetzung folgt...

Die US-amerikanische Serie basiert auf den äußerst erfolgreichen Büchern von Kathy Reichs und wird seit 2005 auch von ihr für den Sender FOX produziert. Derzeit startet die siebente Staffel.

Sonntag, 6. November 2011

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Misfits

Britische Serien unterscheiden sich (idealerweise) oft stark von ihren gleichsprachigen Nachbarn in den USA. Das müssen sie auch, die meisten TV-Stationen der Einkauf von Serien um einiges billiger ist als die Eigenproduktion. Deswegen exportiert das UK eine ihrer meiner Meinung nach stärksten Erzählmodi: der schwarze Humor. Britischer Humor unterscheidet sich essentiell von der Art Commedy, wie man sie im amerikanischen Fernsehen sieht. Er ist hart, unbarmherzig und mit ein wenig Melancholie und Pessimismus behaftet.
Und mit einer solchen Grundeinstellung wurde auch die wunderbare Serie "Misfits" geschrieben. Hier geht es um eine Gruppe Jugendlicher, die nach verschiedenen Vergehen ihre Sozialstunden in einem heruntergekommenen Gemeindezentrum absitzen müssen. Ihre Situation ändert sich jedoch gewaltig, als sie ein seltsames Gewitter in die Luft schleudert und jedem eine geheime Fähigkeit verleiht. Diese Superkräfte lehnen sich an das an, was sich die Person am meisten wünscht. So kann sich der schüchtern (und ein wenig gruselige) Simon (Iwan Rheon) unsichtbar machen, während die hübsche Alisha (Antonia Thomas) Männer nur durch Berühung dazu bringen kann, mit ihr zu schlafen. Die toughe Kelly (Lauren Socha, bekannt aus dem tollen Musikvideo von den Arctic Monkey "When The Sun Goes Out") kann plötzlich Gedanken lesen und der ehemalige berühmte Läufer Curtis (Nathan Stewart-Jarrett) die Zeit zurück drehen. Nur der freche, überaktive Nathan (Robert Sheehan) weiß noch nichts über seine Fähigkeit. Wir sehen die "Problemkinder" einerseits mit ihrer Persönlichen Situation hadern und andererseits sich gemeinsam gegen die nun veränderte Welt wehren. Doch was tun, wenn der eigene Sozialarbeiter plötzlich zum Zombie wird und einen umbringen will?
Der (politische nicht korrekte) Ton dieser Serie und erfrischend normalen Charaktere machen sie zu einem Must-See auch für alle Sci-Fi-Gegner. Es wird auf eine lustige, unterhaltende Weise der Frage nachgegangen, was passiert, wenn du einen Wunsch frei hättest und er dir eine Superkraft verleiht?
Fortsetzung folgt...

Die Serie ist in einem fiktionalen Vorort von London angesiedelt. Sie wird auf dem britischen Privatsender E4 seit 2009 ausgestrahlt und erfreut sich hoher Einschaltquoten. Derzeit wird an der dritten Staffel gedreht.

Donnerstag, 3. November 2011

Vampire in Serie - Moonlight

Vampirserien müssen heute mehr bieten als einfach nur Horrorsequenzen. Der moderne Vampir (-mann) ist ein hübscher Typ, dem die Frauen zu Füßen liegen, der sich aber von der Welt zurück zieht und liebe auf die große Liebe wartet. In diesem Fall ist diese große Liebe interessanterweise ein Mädchen, das er vor Jahren einmal vor einem anderen Vampir gerettet hat und dessen Leben er im Stillen bis heute verfolgt. Sie, Beth Turner (Sophia Myles), ist mittlerweile eine toughe Reporterin und ist von Mick St. John (Alex O´Loughlin) von vornherein angetan. Es entwickelt sich ein Vampir-Mensch-Gespann, das übernatürliche Fälle löst (wo haben wir das schon einmal gehört?), wobei dem Liebespaar einige Steine in den Weg gelegt werden. Zum einen ist da der Vampir Josef Kostan (Jason Dohring), der als bester Freund von Mick Einfluss auf ihn nehmen will, wieder zum Blut trinkenden "Vollblutvampir" zu werden und zum anderen Micks totgeglaubte Frau Coraline Duvall (Shannyn Sossamon), die ihn und beinahe Beth zum Vampir machte.

Alles in allem lebt die Serie vom Elan der weiblichen Hauptdarstellerin (Sophia Myles) und den brillanten, aber kurz gehaltenen Auftritten vom grandiosen Jason Dohring. Der Vampir Mick bleibt bis zum Schluss ziemlich farblos und auch die Fälle blieben eher Durchschnitt. Dass die Serie nach nur einer Staffel abgesetzt wurde, ich nicht wirklich verwunderlich, obwohl am Ende einige Geschichten (v.a. die Vorgeschichte von Josef) offen gelassen werden.
Fortsetzung folgt...

"Moonlight" wurde 2007 auf dem US-amerikanischen Sender CBS ausgestrahlt und wegen geringer Einschaltquoten abgesetzt.

Montag, 24. Oktober 2011

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Black Books

Viele tun sich schwer, Commedyserien wirklich ernst zu nehmen und gerade Sitcoms sind oft für eine kurze Zeit unterhaltsam, bleiben aber eher selten für länger in unseren Köpfen. Eine Serie, die so etwas trotzdem geschafft hat ist die britische Commedy "Black Books" mit Dylan Moran, Bill Bailey und Tamsin Greig. Die Serie spielt zum Großteil in einem winzigen Buchladen, der dem ewig schlecht gelauntem und zynischen Bernard Black gehört, der auch in den hinterräumen wohnt. Bernard hasst seine Kunden und auch sonst hält er es mit kaum jemandem aus außer seiner Bekannten, der schrulligen Verkäuferin von nebenan, Fran. Durch einen Zufall gerät Bernard am Anfang der Serie an den naiven und eher zum Optimismus neigenden Manny, der bei Bernard einzieht und seine Geschäfte rund um den Laden mehr oder weniger übernimmt.

Alle Folgen drehen sich nun um dieses Dreiergespann, wobei v.a. Bernard von den beiden kommunikativen Freunden genervt scheint und sich alle regelmäßig von einem Missgeschick ins nächste hangeln. Die Serie funktioniert sehr serial und die Folgen sind selten aufeinander aufgebaut. Die Dynamik der drei Hauptdarsteller ist allerdings dermaßen gut und die Ideen der einzelnen Folgen jedes Mal aufs neue unheimlich komisch, dass man die Serie immer wieder gerne sieht.
Auch wenn es schon ein Weilchen her ist, "Black Books" ist es auf jeden Fall Wert in den DVD-Schrank aufgenommen zu werden.
Fortsetzung folgt...

Die "Channel 4" Serie wurde auch von dem britischen Commedian Dylan Moran mitproduziert. Sie schaffte es auf drei Staffeln und lief von 2000 bis 2004.

NerdAlert - Chuck

Diese hübsche kleine Serie verbindet die Nerdserie gekonnt mit dem Spion-Genre. Chuck (Zachary Levi) ist ein Computerspezialist in einem Elektronikladen irgendwo in einem kleinen Ort in der USA. In seiner Freizeit beschäftigt er sich zusammen mit seinem Kumpel Morgan (Joshua Gomez) mit Comichelden und Actionfiguren. Seit er von seiner letzten Freundin sitzen gelassen wurde, hat er keine Freundin mehr, ist also ein typischer Loser. Nur in seinem Job findet er von den anderen Nerds Anerkennung. Chucks Leben ändert sich jedoch, als er sehr geheime Staatsinformation in sein Gehirn gespielt bekommt und nun mit den Geheimdiensten CIA und NSA zusammen arbeiten muss. Dazu bekommt er "Unterstützung" von den Agenten John Casey (der ewig grimmige Adam Baldwin) und Sarah Walker (Yvonne Strahovski). Chuck muss Undercover Spion sein und tagsüber sein Nerdleben weiter führen. Da kommt es natürlich zu Komplikationen, v.a. wenn man eine sehr interessierte Schwester wie Ellie (Sarah Lancaster) hat, die Sarah als neue Freundin von Chuck sieht und sich so selbst in Gefahr begibt.

Die Kombination von Action, Comedy und ein wenig Drama ist ganz gelungen, auch wenn die Nerdkarte besonders gerne ausgespielt wird. Diese Serie hatte schon ziemlich Quotenprobleme, weswegen sie mittlerweile von der Fastfoodkette Subway gesponsert wird, die ab und an auch ihre Produkte in der Serie platzieren. Dass es der Serie trotzdem nicht geschadet hat, zeigt die relativ große Fangemeinde und der Umstand, dass gerade die fünfte (und letzte) Staffel abgedreht wird. Chuck, der charmante Spion und am Ende durchaus in allen Lebensbereichen qualifizierte Nerd macht der Nerdserie alle Ehre.
Fortsetzung folgt...

"Chuck" ist Teil des kleinen Serienimperiums um Josh Schwartz, der auch schon für "The O.C." und "Gossip Girl" verantwortlich war. Der Typ des nerdigen, schwarzgelockten Außenseiter ist auch in diesen Serien zu finden. "Chuck" läuft seit 2007 auf dem amerikanischen Sender NBC.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Crime - With A Twist


Kriminalserien können, genau wie ihre literarischen Pendants, furchtbar öde sein. Wie kaum ein anderer Erzähltext haben sie die strengsten, strukturalen Regeln: Einen kriminalen Akt mit zugehörigem Täter und jemanden, der diesen Akt aufklärt. So weit, so simpel. Doch was hält so viele Leser und Zuseher so lange bei ein und demselben Format?

Sicherlich ist es einerseits eben genau jene Simplizität. Wie haben üblicherweise einen Kommissar, über den wir mehr oder weniger privates Wissen, sein Team und "die Bösen", die am Ende bestraft werden. Eine karthatische Erfahrung also, die uns am Ende glücklich und in Ruhe lässt. Andererseits sind gerade in einem so stark bedienten Feld wie der Kriminalgeschichte die kleinen Dinge, die uns faszinieren. So ist z.B. Sherlock Holmes Liebe zum Detail, Agatha Cristies spannende Eliminierung aller Verdächtigen am Ende der Untersuchung oder Columbos Aufklärung eines Falls, von dem wir schon wissen wie er ausgeht, legendär. Wichtig ist hier v.a. WIE die Geschichte erzählt wird und WER der Ermittler ist.

Heutzutage rückt eine neue Erzählstrategie des Krimis immer mehr in den Vordergrund: wichtig ist nun weniger der einzelne Ermittler als vielmehr das Ermittlerteam, das durch einzelne Experten aus verschiedenen Gebieten Fälle löst. Es entsteht bei Serien wie dem "CSI"-Franchise der Eindruck, dass die Fälle v.a. durch achtsame, wissenschaftliche Analyse des Tatortes aufgeklärt werden kann. Persönlichen Einblick in das Privatleben der Ermittler wird teilweise völlig ausgespart oder nur sukzessive aufgedeckt.
Beide Krimiformate existieren natürlich parallel zueinander. Klassische Krimis ist z.B. die seit 1970 in den deutschsprachigen Ländern ausgestrahlte Serie "Tatort", in der jede Woche ein anderer Ermittler aus einer anderen Stadt reihenweise zu sehen ist. Doch auch hier werden Elemente aus den Vorbildserien in den USA ("CSI", "Law and Order" etc.) übernommen, wie die Figur des Gerichtsmediziners.

Das amerikanische Fernsehen jedoch weiß um die große Nachfrage nach Krimiserien und muss sich deshalb immer wieder andere Formate überlegen, die sich von den schon bekannten Serien abgrenzen. Dadurch sind willkommenerweise viele um die Ecke denkende Krimiserien entstanden, die auch abgeneigte Zuseher (wie mich) für dieses Genre begeistern konnten. Die meisten dieser neuen Serien sind zwar klassische Polizeiserien (in Amerika immer auch aufgeteilt in Detektive- und FBI-Ermittler), arbeiten aber mit ungewöhnlichen Partnern (man könnte "Komissar Rex" als einen frühen Vorläufer sehen) oder neuen Methoden bzw. ungewöhnliche Fälle.

So werden andere Genre-Elemente aus Komödie, Drama, Teenie Serie, Science Fiction, Wissenschaftssendung uva. hinzugefügt, um so die Zuschauer anderer Formate anzulocken.
Um letztgenannte soll es in dieser Blogreihe gehen.
Fortsetzung folgt...

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Being Human (CA/ US)

Um mal wieder zu meinen kleinen Empfehlungen zurück zu kommen. Hier (mal wieder) eine (nord-) amerikanische Adaption einer britischen Supernatural-Serie gleichen Namens.
Der Grundriss der Serie ist leicht erzählt und beeindruckt auf den ersten Blick noch nicht so schnell, klingt er doch wie der Anfang eines schlechten Witzes: treffen sich ein Vampir, ein Werwolf und Geist und gründen eine WG in Boston...
Doch schnell wird klar, dass diese drei mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben, als man als erprobter Seher dieses Genres zuerst glauben mag. Denn der Vampir Aidan (Sam Witwer), in seinem Tagesleben Krankenpfleger, ist alles andere als der fürsorgliche Mitbewohner, für den ihn die anderen halten. Durch seine Entscheidung für die Menschen (und Werwölfe) macht er sich einige Feinde bei den anderen Vampiren, die eine undurchschaubare Hierarchie bilden. Und auch der Werwolf Josh (Sam Huntington), der am meisten gegen sein Anderssein ankämpft, ist viel mehr als nur der WG-Clown. Er muss erkennen, dass er sich nicht komplett von seinem früheren Leben abkapseln kann und für alle, die er liebt, einmal im Monat eine potentielle Gefahr darstellt. Der WG-Geist Sally (Meaghan Rath), die die normalen Sterblichen nicht sehe können, war vor ihrem plötzlichen Tod in einer, so scheint es, glücklichen Beziehung mit ihrem Verlobten Danny, der den Männern das Haus vermietet. Sie versucht nun herauszufinden, wie sie gestorben ist und warum sie nicht weiter ziehen kann. Doch je mehr sie erfährt, desto mehr erkennt sie, welche Fehler sie in ihrem Leben begangen hat und wie unerfahren sie in der Geisterwelt ist.

Die Serie überrascht mit ihren Twists innerhalb der Geschichten und ist durch die verschieden Figuren relativ komplex. Obwohl der Vampir (vorerst?) ein wenig leer und verbittert wirkt, kann man alle gut nachvollziehen. Wirklich erfrischend ist die schauspielerische Leistung von Sam Huntington, den man vorher weniger in ernst zu nehmenden Rollen sehen konnte. Er bringt die Kombination aus Loser und Über-Mensch äußerst glaubhaft herüber.
Die erste Staffel von "Being Human" bleibt viel versprechend und macht Lust auf mehr.
Fortsetzung folgt...

Das britische Vorbild "Being Human" ist eine BBC-Produktion, die mittlerweile drei Staffeln abgedreht hat. Die amerikanische Version gibt es erst seit 2011. Für 2012 werden beide Serien (mit unterschiedlichen Plots) weiter geführt.

Freitag, 14. Oktober 2011

Vampire in Serie - Vampire Diaries

Die relativ junge Vampirserie wurde sehr lose an die erfolgreichen Bücher von Lisa J. Smith angelehnt. Es geht um die Vampire und Brüder Stephan (Paul Wesley) und Damon (Ian Sommerhalder, "Lost") die von der jungen High School Schülerin Elena (Nina Dobrev) angezogen werden, da sie aussieht wie diejenige, die sie vor Jahrhunderten zu Vampiren machte und damit ihre bis heute bestehende Rivalität hervorbrachte. Doch im Gegensatz zu dem heimtückischen Damon hat Stephan der bösen Seite des Vampirdaseins abgeschworen und verliebt sich in Elena, die keineswegs der schüchternen Doppelgängerin aus seinem Menschendasein gleicht. Und auch Elena verliebt sich Stephan, muss aber herausfinden, dass sie auch Gefühle für Damon hegt und dass sie die Verbindung mit Vampiren in einige Schwierigkeiten bringt.

Vampire Diaries ist eine klassische High School-Geschichte, in der auch etwas übernatürlich um sich geht. Es flimmern schöne Menschen vor der Kamera herum und das macht eigentlich auch schon den einzigen Reiz an dieser Serie aus. Die typischen amerikanischen Rollenklischees können auch die bösen Vampire kaum überwinden und den Hauptdarstellern fehlt es meist an Überzeugungskraft.
Doch wer von Teenieserien sowieso nichts anderes erwartet, ist hier genau richtig: denn von Herzschmerz und Enttäuschung bleiben auch schöne Vampire nicht verschont!
Fortsetzung folgt...

Die us-amerikanische Serie läuft auf dem Sender The CW seit 2009 und ist derzeit in ihrer dreitten Staffel. Die Romane (seit 1993 gibt es 7 Folgen) von Lisa J. Smith sind auf Englisch bei Hodders Childrens Books erschienen.

Vampire in Serie


Stephan und Damon, Spike und Angel, Edward, Henry, Aidan, Bill und Eric, Mick und Joseph. Sie alle sind Teil des Vampirhypes, der durch das Fernsehen und über die Kinoleinwände huscht.


Doch wer denkt, Vampirserie sind so etwas wie eine neue Erscheinung, der irrt gewaltig. Ja, man könnte sogar sagen, dass der Vampirmythos eine der ersten Hypes in Europa waren. Man erklärte sich Krankheiten, bei denen die Menschen auf seltsame Weise zu Grunde gingen, mit übernatürlichen Wesen, die den Kranken die Seele aussaugen würden. Man machte aus einem grausamen Kriegsherren (Vlad Tepes), der die Angewohnheit hatte, die Besiegten zu pfählen zu Graf Draf Dracula, einem der bekanntesten Vampire der Literatur und der Filmbranche. (Zur Geschichte des Vampirs unbedingt bei Clemens Ruthner weiter lesen)


An sich ist das Phänomen Vampir selbst eine seriale Angelegenheit, nennt man ihn doch "Wiedergänger", also jemanden, der wiedergekehrt ist (von den Toten) und somit unsterblich. Und wer ein wenig bewanderter ist in Vampirfilmen weiß, dass selbst wenn man einen Vampir wie Dracula tötet, er im nächsten Film wieder als Fledermaus durch die Lüfte fliegt. 
Dracula ist eine endlose Fortsetzung. Bis heute ist die Rezeption dieses Stoffes von Bram Stoker nicht abgebrochen. Unzählige Filme zeugen von der Faszination des Vampirs. Was also macht unseren Vampirhype im Fernsehen so anders?

Zuerst einmal wurden im Laufe der letzten Jahr(hundert)e die Regeln verändert. Regeln sind bei allen Vampirgeschichten von essentieller Bedeutung. Was sind ihre Erkennungsmerkmale und wie kann man sie töten. Waren in den 90er Jahren Vampire v.a. Bösewichte, die man bekämpfen musste ("Blade", "Interview mit einem Vampir", "Buffy - The Vampire Slayer" etc.), sind sie heute um einiges mehr in die Gesellschaft integriert und wesentlich ungefährlicher. Ja, es scheint so als wären Vampire allmählich vom aussterben bedroht (eine Ausnahme bildet der interessante Film "Daybreakers" von 2009, der eine zukünftige Welt präsentiert, in dem die Welt fast nur noch von Vampiren bevölkert wird, sodass ihre Blutressourcen knapp werden). Der moderne Vampir hat es gelernt sich anzupassen und kann so ungehindert in unserer "sterblichen" Welt leben.

Diese Regeländerung erlaubt es, den Vampir vom Horrorgenre immer weiter zu entfernen. Er wird immer mehr zu einer romantischen Figur, die durch ihre sexuelle Anziehungskraft die Aufmerksamkeit von modernen, toughen Frauen auf sich ziehen (der weibliche Vampir ist - heute wie damals - kaum glaubhaft porträtiert). Auf die Spitze getrieben wird diese neue Richtung des Vampirs in den "Twilight"-Büchern und -Filmen. Edward ist für die menschliche Bella ganz und gar nicht gefährlich: er will sie nicht beißen und auch ihrem erotischen Drängen gibt er nicht nach. Dieser Vampir spielt den "idealen Schwiegersohn" bis zur Perfektion.

Auch in der Fernsehserie "Vampire Diaries" (frei nach der Romanreihe von L.J. Smith) gibt es diesen Typus Vampir, der sich der Gesellschaft anpassen will und sich geschworen hat, keinen Menschen mehr zu beißen. Doch anders als bei Twilight ist die Liebe zwischen Elena und Stephan nicht ungefährdet.
Einen etwas anderen Zugang bietet jedoch die Geschichte rund um die Telepathin Sookie Stackhouse (die Serie "True Blood" basiert auf den Southern Mystery-Novels von Charlaine Harris): Hier haben sich die Vampire einerseits völlig in die Gesellschaft integriert, haben aber gleichzeitig ihre geheime Existenz aufgegeben, die bisher in jeder Vampirgeschichte mehr oder minder vorgegeben war. Doch hier spielen nicht alle Vampire nach den menschlichen Regeln und machen Sookie und ihrem Vampir Bill das Leben schwer.


Ein anderes Genre haben die Vampire auch schon für sicher erobern können: den beliebten Crime-Sektor. Doch die kurzlebigen Serien "Moonlight", "The Gates" und "Blood Ties" (nach den Romanen von Tanya Huff) zeigen, dass nur das Thema Vampir eine Serie nicht am Leben erhält. Man könnte diese Liste noch weiter um die unzähligen Vampirromane, die durch alle Genres geistern, vervollständigen, belassen wir es aber bei diesen. 

Um es auf einen Punkt zu bringen, Vampire werden mit modernen Phänomenen verbunden. Sie stehen nicht mehr für eine längst vergangene, rurale Zeit, in der übernatürliche Wesen ihr Unwesen trieben, sondern für eine neue Spezies Mann, die alles andere als wild und unbeherrschbar ist.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

NerdAlert - Die Nerdserien

In dieser Unterkategorie widmen wir uns den Nerdserien. Wie sich herausstellen wird, hat die Figur des Nerds einen auffallenden Wandel in der Serienlandschaft durchgemacht. War sie in den 90er Jahren Symbol des "Losers", der zwar intelligent ist, aber keinen Zugang zum "normalen Leben" hat, ist er heute anerkanntes (wenn auch noch immer gemiedenes) Mitglied unserer Gesellschaft.
Das heutige Fernsehen zeigt uns verschiedenste Typen von Nerds, manche von ihnen sind klassisch schüchtern, lassen sich von ihren Eltern kleiden und hängen am liebsten vor dem Computer, andere sind einfach nur richtig gut in dem was sie tun, sehen gut aus und sind erfolgreich im Leben und in der Liebe.
Die Definition von Nerds wird immer weiter gesteckt. Sicher ist nur, dass sie sich von "unsereins" durch ihr enormes Spezialwissen unterscheiden und untereinander in einer eigenen Sprache kommunizieren können. Schon allein diese Merkmale machen sie für den Zuschauen zugleich sympathisch, aber auch enorm anders.
Ob Wissenschaftler, Computertechniker, Verschwörungstheoretiker, Science Fiction oder Musicalfans, sie alle verbindet außerdem eine fast manische Haltung gegenüber ihrem (nicht nur arbeitsbedingter) Lebensmittelpunkt. Oft fehlt ihnen dieser Elan dann im sozialen Kontakt mit anderen.
Trotzdem sind sie aus der derzeitigen Serienlandschaft nicht mehr wegzudenken, was zum einen vielleicht im Zusammehang mit dem derzeitigen Faible des Crime-Serien für Labortechnik und Forensik (CSI etc.)  - Spezialisten lösen Fälle -, zum anderen weil mit dem Ende der No Future-Generation die Ära der Youtube-Generation begann. Durch Social Media und weltweite Internetplattformen finden sich tausende Gleichgesinnte jeden Tag zusammen und frönen ihrem Nerd-Sein. Es haben sich unzählige kleine oder riesige Gruppen gebildet, in denen es zwar wie in allen Gruppen bestimmte Regeln gibt, diese aber genau auf ihr Thema, ihre Interessenlage abgestimmt sind. So sind wir viel mehr versucht, Außenstehende als gleichberechtigt anzuerkennen, auch wenn wir ihre Zweckmäßigkeit nicht immer verstehen.
Der Zugang zu diesen vielen Fan-Foren, Computer- oder Selbsthilfeseiten, politische oder wissenschaftliche Plattformen haben so gut wie alle Menschen (die Zugang zum Internet besitzen), egal welcher Gruppe sie möglicherweise im "realen Leben" angehören. Weswegen wir immer mehr und immer schneller Kenntnisse von den verstecktesten Dingen der Welt erlangen könnnen.
Unsere Nerds sind uns da das ein oder andere Mal um weiten voraus. So können völlig verkopfte Physiker mit hübschen Blondinen anbändeln (Big Bang Theory), Computerfachmänner heimlich Spione werden (Chuck), versponnene Filmfans und Pharmazeuten Kriminalfälle lösen (Psych), koordinationslose Footballspieler, stotternde Gruftis, überambitionierte Loserinnen oder Rowdys plötzlich Musicalstars (Glee) werden.
Einige der Kult-Sci-Fi-Serien haben ihre eigenen Nerds, die auch schon die ein oder andere Spin-Off-Folge bekommen habe. Ich rede natürlich zuerst einmal von "The Lone Gunmen" in "The X-Files", die es tatsächlich zu einer eigenen (wenn auch kurzlebigen) Serie geschafft haben. Byers, Frohike und Langly sind ganz typische Nerds, die ihr Leben damit verbringen, Verschwörungstheorien aus den verschiedensten Medien zu extrahieren und damit nicht nur einmal der US-Regierung gehörig auf die Füße treten. Scully und Mulder können sie auch meist helfen, jedoch gehen selbst dem aufgeschlossenen deren abgedrehte Theorien oft zu weit.


Daran angelehnt aber um einiges unintelligenter sind die "Ghostfacers" aus "Supernatural". Sie sind eher klassische Loser, die im Grunde keinerlei Fähigkeiten haben, die den beiden Dämonenjägern Dean und Sam helfen können. Vielmehr repräsentieren sie die immer größer und fanatischer werdende Fangemeinde solcher Serien. Da "Supernatural" selber einige Verweise auf die "X-Files" aufweist, liegt außerdem die Idee nahe, dass es sich um eine Verbeugung vor den "Lone Gunmen" handelt.


Eine ähnliche Verbeugung macht auch unser Dauergast "Buffy" mit dem "Trio". Hier haben wir es mit einer Mischung aus allen angegebenen Nerd-Typen zu tun, sind die drei (Jonathan, Warren und Andrew) zwar völlige Versager im Leben (keiner hat eine Freundin oder es zu irgendeinem Job gebracht), haben aber alle ihre mehr oder weniger ausgeprägten Spezialfähigkeiten: Andrew kann Dämonen beschwören, Warren ist technisch begabt und Jonathan kann ein wenig zaubern. Die drei werden in der 6. Staffel als Bösewichter vorgestellt und obwohl sie sich eher lächerlich verhalten, verursachen sie nicht nur bei der angeschlagenen Buffy eine Lebenskrise. Doch im Laufe der Zeit stellt sich ihre Harmlosigkeit und Nützlichkeit als Einzelpersonen innerhalb einer Gruppe heraus, weswegen v.a. Andrew und Jonathan uns noch lange im Gedächtnis bleiben.


Also: lebt euren inneren Nerd aus, wer weiß, wann ihr einmal gebraucht werdet!
Fortsetzung folgt...

Montag, 19. September 2011

Serious Seriality – Anstelle eines Editorials




Schon seit der Kinderzeit liebte ich die Serie. Noch bevor ich fernsah oder lesen konnte faszinierten mich die Geschichten, die ich jeden Abend von meinen Eltern vorgelesen bekam: Die Hausmärchen der Brüder Grimm, Tausend und eine Nacht, die Märchen von Hauff und Andersen. Sie entführten mich andere Welten und durch ihre Wiederholung an einer bestimmten Zeit an einem bestimmten (sicheren und geborgenen) Ort wurden sie fast magisch.
Die Serie ist für uns alle omnipräsent. Wir alle haben bestimmte Angewohnheiten, seien es jährliche Rituale, monatliche Treffen oder tägliche Handgriffe. Wir halten sie nicht immer ein, aber sie sind Fixpunkte in unserem Leben. Denn die Einhaltung eines sich wiederholenden Rituals verspricht immer die Fortsetzung und damit die Vorfreude auf ein weiteres Teil der Serie.
Wie im Leben, so ist auch in der Kunst zwischen der offenen und der geschlossenen Serie zu unterscheiden (obwohl die Serie an sich immer auch eine Offenheit suggeriert). Gerade in der erzählenden Kunst kann diese Unterscheidung oft zu einem Problem werden: Der Abschluss einer offenen Serie ist per se nicht durchführbar, da diese von Anfang daraufhin ausgelegt ist. Das Paradoxe ist nämlich, dass jede noch so offen angelegte Serie einmal enden muss. Auch in der Serienwelt gibt es ein Gedeihen und Vergehen.  Eine geschlossene Serie (mit einem von vorherein intendiertem Ende im Stile einer „Telenovela“ beispielsweise) hat dagegen das Problem, nicht genug erzählen zu können und alle „Erzählfäden“ zusammen kommen zu lassen.
Serien spielen mit unserer Neugierde. Die meisten serial angelegten Romanreihen und Fernsehserien arbeiten mit dem Fortsetzungselement. An das Ende des einzelnen Seriensegments wird ein sogenannter „Teaser“ gesetzt, der auf das nächste Segment neugierig machen soll. Solche Teaser sind oft dramatisch oder mehrdeutig, sodass der Zuseher/ Leser der Serie treu bleibt. In kaum einem anderen Erzählrahmen wird so stark auf die Rezipienten hingearbeitet wie bei ihr. Gerade im heutigen TV-Serienbusiness haben Zuschauerzahlen und -meinungen so viel Einfluss,  dass sie über den Inhalt und Weitergang der Serie entscheiden. Beispielsweise wurden in den letzten Jahren durch die Abnahme der Zuseherzahlen im amerikanischen Fernsehen derartig viele neue TV-Serien abgesetzt, dass man kaum noch von einem Fernsehgenuss sprechen konnte. Umfragen ergaben, dass der typische Serienzuseher der werberelevanten Zielgruppe seine Sehgewohnheiten veränderte: statt jede Woche eine neue Folge seiner Lieblingsserie abzuwarten, schaue er nun lieber eine oder mehrere Folgen auf DVD in seinem eigenen Zeitrahmen, ohne Werbeunterbrechungen und unabhängig von der Programmwillkür der Sender.
In unserer multimedialen Zeit wird auch die Serialität immer unkontrollierbarer. Der Trend geht immer mehr hin zur individuellen Gestaltung des Fernsehprogramms und darauf müssen die Sender nun reagieren. Seit einiger Zeit gibt es deswegen eine Flut von mehr oder minder gut gemachten DVD-Boxen für TV-Serien, auf denen neben den einzelnen Folgen der jeweiligen Staffel auch Extra-Features wie Audio-Kommentare, Making-Ofs oder Trailer für andere Staffeln oder Serien enthalten sind.
Das ältere Medium Buch hat weniger mit diesen Problemen zu kämpfen, obwohl es auch hier einen Trend zur Digitalisierung (E-Books etc.) gibt. Serialität gibt es hier schon lange, ist sie doch eine der ältesten Formen von Erzählen überhaupt. Geschichten wurden von Mensch zu Mensch weiter gegeben und –erzählt. Man könnte sagen, dass die Serie schon immer Bestandteil der Erzählung ist. So wie das Leben, wird auch der Erzählstoff unendlich weiter geschrieben.
Auch der tatsächliche Stoff der Serie hat sich bis heute kaum verändert. Das Verbrechen, die Missachtung von Moral und Ethik war schon immer ein Stoff von großer Aufmerksamkeit (manche behaupten sogar, dass die Geschichte von Adam und Eva der erste Kriminalfall der Geschichte war). So ist es heute nicht besonders merkwürdig, dass sich die Serie in beiden Medien zu einem nicht unbescheidenen Teil dem Kriminalfall widmet.
Irgendwo habe ich einmal gehört, dass die Faszination Serienmordes an die Form der Serie selbst erinnert: Das Setting variiert, aber die Struktur bleibt die gleiche. Und da wären wir auch schon bei einer wichtigen Komponente der Serie: ihre regelhafte Struktur. Denn wenn man etwas als Serie erkennen will, muss man ein bestimmtes strukturales Regelwerk erschaffen, bestimmte äußerliche und inhaltliche Mittel, die Zugehörigkeit demonstrieren. Beispielsweise hat ein Detektivroman als Fixpunkt Detektiv X., der die verschiedenen individuellen Fälle lösen muss, oder ein Arztserie als Setting das Krankenhaus und als Personal Ärzte und Patienten. Diese Strukturen können sehr streng sein (Zeit, Raum, Personen) oder nur an ein kleines Merkmal gebunden sein (die verschiedenen Erlebnisse von Person Y.). Wie schon angedeutet können für die Etablierung dieser Regelwerke bestimmte Genrezugehörigkeiten dazu anreizen, das Regelwerk als gegeben hinzunehmen.
Gute Serienschreiber sehen sich allerdings dazu veranlasst, mit den Genreerwartungen zu spielen und „grundlegende“ Regeln zu brechen. So kann man beispielsweise in der Serie „Buffy – The Vampir Slayer“ den Tod der Protagonistin verfolgen, obwohl die Serie für weitere Staffeln freigegeben wurde, oder man sieht die Detektivfigur Dexter in der gleichnamigen Serien selbst einen Mord begehen. Kurz: Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden. Was jedoch nicht heißt, dass sie nicht gebraucht werden.
In diesem Blog soll es nun darum gehen, die Serialität in unserer Gegenwart aufzuspüren und mit Hilfe von Serien einen bestimmten Blick auf die Welt einzufangen. Serien sind Teil unseres Lebens und spiegeln es gleichzeitig wieder, sie sind zeitgemäß und universell. Und am Ende sind sie auch einfach nur ´ne Menge Spaß!
Fortsetzung folgt…

Donnerstag, 8. September 2011

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: United States of Tara

Eine Serie rund um die wunderbare Schauspielerin Toni Collette (u.a. bekannt aus Velvet Goldmine, About a Boy, The Hours und Little Miss Sunshine), produziert von Stephen Spielberg? Geil?? Ja!
Die Familie Gregson hat es eigentlich schön: Tara ist Hausfrau und hat zwei Kinder: die toughe Kate (Brie Larson) und den schüchternen, schwulen Marshall (Keir Gilchrist), einen liebesvollen Ehemann Max (John Corbett), nette Nachbarn und eine Schwester, die ihr immer wieder Gesellschaft leistet. Das Leben könnte doch so schön sein! Gäbe es da nicht T, Alice, Buck und all die anderen Persönlichkeiten, in die sich Tara in Stresssituationen verwandelt! Diese stellen im Leben ihrer Familie allerhand Blödsinn an und bringen den Haussegen ordentlich durcheinander. Tara versucht immer wieder durch verschiedene Therapien Herr über ihre Alter Egos zu bekommen, bis es zum Eclat kommt und sie sich zwischen dem Heil ihrer Familie und ihren eigenen Wünsche fürs Leben entscheiden muss.
Nach drei Staffeln voller extrem lustigen und extrem traurigen Folgen um das Allround-Talent Collette, wurde die Serie nun in den USA eingestellt und zu einem würdigen Ende gebracht.
Fortsetzung folgt...

Die US-amerikanische Serie wurde auf dem Sender Showtime von 2009 bis 2011 ausgestrahlt und umfasst 3 Staffeln. Sie entstand nach einer Idee von Stephen Spielberg.

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Veronica Mars

Schweifen wir nunmal ab in ein anderes, von mir sehr geliebtes Genre: die Teenie-Fernsehserie. Dieses Genre hat es oft schwer, von einem älteren Publikum ernst genommen zu werden und genehmigt sich daher in den letzten Jahren im neuere Zugänge zum großen Thema "Teenage-Angst".
Die Serie Veronica Mars verbindet meiner Meinung sehr gekonnt den typischen Detektivplot damit. Veronica Mars (Kristen Bell) ist eine ehemals beliebte, nun aber gehänselte High-School-Schülerin, die mit dem Tod ihrer besten Freundin (Amanda Seyfried) und dem Verlust ihrer Popularität und ihrem Freund Duncan (Teddy Dunn). Angestiftet von ihrem Vater, nimmt sie Fälle in der High School an und startet eine nicht ganz unkomplizierte Beziehung mit dem Schulrüpel und Millionärssohn Logan Echolls (Rohdiamant Jason Dohring). Serie kam leider, ganz zum Missfallen eines immer größer werdenden Fanclubs, nur bis zu einer offen gelassenen dritten Staffel, in der Veronica auf dem College nach Verbrechern sucht und sich wohl endgültig von Logan trennt. Doch der einzigartige Stil der Serie bleibt erhalten genauso wie die kleinen Nebencharaktere, die ihres gleichen suchen (eine wunderschön böse Charisma Carpenter als Logans Affaire und Alyson Hannigan als seine verzogene Schwester, selbst Joss Whedon, Schöpfer des Buffyversums hat einen kleinen Gastauftritt in der Serie). Mit ihrem sher trockenen Humor und Art sich durch ihr Aussehen (klein - blond - blöd?) einen Vorteil zu verschaffen, schufen Rob Thomas und Kristen Bell mit "Veronica Mars" ein Teenie-Revival des "Film Noirs" wie es sonst nur wenigen geglückt ist.
Fortsetzung folgt...

Die US-amerikanische Serie wurde von 2004 - 2007 beim Sender UPN ausgestrahlt und hat es auf drei Staffeln geschafft, bevor sie abgesetzt wurde.

Mittwoch, 7. September 2011

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Torchwood

Hier gleich noch eine Empfehlung einer unbekannten Serie aus dem Supernatural-Sci-Fi-Bereich.
In Wales befindet sich eine kleine Abteilung einer geheimen staatlichen Organisation mit Namen "Torchwood", deren Aufgabe es ist, außerirdische Aktivitäten zu orten und falls Gefahr besteht, diese zu bannen. Chef dieser Organisation ist der Zeitreisende Captain Jack Harkness (bisexueller Amerikaner aus dem 51. Jahrhundert), gespielt von John Barrowman. Seine Angestellten: der Mediziner Owen Harper (der großartige Burn Gorman), die Computerexpertin Toshiko Sato, der Sekretär Ianto Jones (Gareth David-Lloyd) und als neustes Mitglied die Polizistin Gwen Cooper (Eve Myles). Doch in diesem kleinen Kreis ist nicht nur Arbeit angesagt, denn es herrschen einige Liebesverirrungen zwischen allen Angestellten. Gwen hat zwar ihren Freund (später Ehemann) Rhys (Kai Owen), beginnt aber eine Affaire mit Owen und verliebt sich auch in Captain Jack. Ianto hält seine Androiden-Freundin vor allen versteckt, beginnt dann jedoch eine leidenschaftliche Affaire mit Captain Jack und Toshiko ist heimlich in Owen verliebt und sagt es ihm erst, als alles zu spät ist.
Sie Serie, die mehr oder weniger in ihrer vierten Staffel ist, durchläuft viele grundlegende (personelle) Veränderungen im Laufe der Zeit, auch die Einstellungen des mysteriösen Oberhaupt des Unternehmens wird nicht nur einmal bezweifelt. Denn dieser ist unsterblich und hat eine unbekannte Aufgabe zu erfüllen, denn "dies ist das Jahrhundert, in dem sich alles ändert", wie er sagt.
Fortsetzung folgt...

Torchwood ist ein Spin-Off der britischen Kultserie "Doctor Who" und hat es durch Kooperationen mit den verschiedenen BBC-Sendern seit 2006 mittlerweile auf vier Staffeln gebracht.

Am Rand - Das kleine Serienlexikon: Lost Girl

In dieser Unterkategorie sollen Serien vorgestellt werden, die abseits der großen Hollywood und Co.-Produktionen passieren und damit meist irgendwie unter den Tisch fallen. Oder auch nicht, denn manchmal passiert es, dass solche Serienproduktionen durch ihre neue Themenlage (abseits vom Disney-Familien-Kitsch) eine große Zuseher-Frequenz bekommen, gerade weil sie anders sind.
Mir fällt das v.a. bei britischen Produktionen auf, die im deutschsprachigen Fernsehen nur sehr selten überhaupt gesendet werden. Aber auch kanadische und australische Produktionen werden (wenn sie nicht in Kooperation mit US-amerikanischen Sendern sind) häufig übersehen.
Wie diese Supernatural-Serie: In "Lost Girl" geht es um eine Dämonin, die durch ihren Status als Neutrale sowohl übernatürlichen Wesen, als auch Menschen mit ihrem Job als Detektivin helfen kann. Doch auch sie hat allzu menschliche Probleme: sie ist als Adoptivkind auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter und verliebt sich in Dyson, einem Werwolf und Lauren, einer übernatürlichen Ärztin. Außerdem hat sie, wie jede ordentlich Heldin einen Side-Kick, Kenzi, die sie in menschlichen Dingen unterstützt.
Toughe Frauen im Fernsehen kennen wir zwar schon einige, doch gleich eine Action geladene Supernatural-Serie (sie ist im Gegensatz zur Fantasy-Serie in der "realen" Welt angesiedelt, in der eben auch übernatürliche Wesen existieren) um sie zu erschaffen, kennen wir nur noch selten. Sicherlich hat man auch hier ein wenig auf die "Mutter aller Tough-Girls" Buffy Summer und vielleicht eine kleine Hommage an die weniger brave zweite Jägerin der Serie "Buffy - The Vampire Slayer"angebracht. Eine weitere Hommage gilt der Fantasyserie Xena, in der eine ähnliche Dynamik zwischen den beiden Hauptcharakteren (Xena und Gabrielle = Bo und Kenzi) besteht. Dabei ist die sexuelle Offenheit der Hauptdastellerin eine willkommene Abwechslung gegenüber dem heterosexuellen Durchschnitt. Schön anzusehen ist diese kleine Serie allemal und einen Tipp meinerseits Wert.
Fortsetzung folgt...

Lost Girl läuft auf dem kanadischen Sender Showcase seit 2010, derzeit wird die zweite Staffel ausgestrahlt.

Montag, 22. August 2011

Die Zicken-Reform

Ist euch das auch schon aufgefallen? In den hunderten Teenie-Serien (und auch -filmen) gibt so gut wie immer eine Zicke, die den Hauptdarstellern das Leben schwer macht.
Neben den durchwegs positiven Hauptcharakteren (gut, sie haben ihre Fehler) steht sie für einen extravaganten Lebensstil. Sie kann sich so gut wie alles erlauben und hat durch ihre höher gestellte Position weniger Regeln, denen sie sich unterwerfen muss, als andere. 
Im Grunde die Rolle der Zicke in der TV-Serie der 90´er und 00´er Jahre eine erstrebenswerte Position: sie hat viele Freunde, ist beliebt, kann übermäßig konsumieren und ist von ihren Eltern oft unabhängig. Das einzige (zugegeben relativ hohe) Konfliktpotetial liegt im Neid der anderen.
Hier ein paar Beispiele:



Fangen wir mit einem Film an, der später mehr oder weniger erfolgreich zur Fernsehserie anvancierte: die romantische Komödie "Clueless" von 1995 mit Alicia Silverstone in der Hauptrolle. Sie spielt Cher, eine oberflächliche High School Schülerin, deren größtes Problem das Auswählen der richtigen Kleidung für die Schule und die richtige Abgrenzung zu den anderen Schülern ist.
Cher ist sozusagen die Mutter der TV-Zicken: wenn man diesen Film sieht, kann man Prototyp dieser Rolle erkennen. Sie hat durch ihren Konsumfetischismus und ihrem zwanghaften Hang zur Selbstdarstellung Mittelpunkt der Schule. Ihre Freunde empfindet sie als bloße Staffage in ihrer eigenen, neonbunten Plastikwelt. Andere sollen so sein wie sie. Im Film wird gezeigt, wie ein anderer Highschool-Stereotyp die "Neue", noch nicht stark in Kategorien geprägte in eine Zicke wie Cher umgewandelt werden soll. Er zeigt aber auch die Auseinandersetzung mit diesem Status und die Hinterfragung des eigenen Werts, wenn sich das ganze Leben nur um sich selbst dreht und man dadurch anderen weh tut. Somit ist Cher auch eine der bekanntesten "reformierten Zicken" auf die noch einige folgen werden.
Eine der meiner Meinung nach am besten refomierten TV-Zicken ist die von Charisma Carpenter gespielte Cordelia Chase in " Buffy - The Vampire Slayer" und "Angel":
Cordy ist am Anfang von "Buffy" die klassische Serien-Zicke: nachdem Buffy sie verschmäht und lieber mit den "Losern" Willow und Xander zu tun hat, macht sie den drei das Leben schwer. Sie ist Cheerleaderin, beliebt bei allen und hat besonders reiche Eltern, die ihr, wie es scheint, unbegrenzt Geld zustecken und sie andererseits durch keinerlei Regeln einschränken. 
Da der Charakter der Cordelia im "Buffyversum" jedoch ausgebaut wurde, verändert sie sich im Laufe der Staffeln rapide: sie nähert sich der Gruppe um Buffy, v.a. Xander an, hilft ihnen bei der Dämonenjagd und folgt später Angel nach Los Angeles und ist fortan in dessen Serie Hauptdarstellerin. Durch den plötzlichen Ruin auf eigene Beine gestellt und als erfolglose Schauspielerin am Boden der Tatsachen angekommen, nimmt sie sich der Hilfe suchenden in angels Dektei an und entdeckt ihre soziale Ader.
Eine weniger gelungene "Reformierung" der TV-Zicke ist Josh Schwartz in seiner sehr beliebten Serie "The O.C." (dt. "O.C., California") gelungen. Die von Autum Reeser gespielte Taylor Townsend durchlebt in nur drei Staffeln eine 180 Grad-Wendung.
Taylor wurde in der Serie als Nebendarstellerin in der dritten Staffel als Konkurrentin von Marissa und später auch Summer eingeführt. Auch sie hat die Zügel der Schule fest im Griff, veranstaltet so gut wie alle "Events" der Schule und ist die Intelligenteste der Abschlussklasse. Durch den Tod Marissas wird sie in der letzten Staffel zu einer positiveren Hauptdarstellerin ausgebaut und einem "Love-Interest" für den zurückhaltenderen Ryan.
Gut gelungen ist Schwartz allerdings die Emtwicklung einer anderen Figur seiner Serie "Gossip Girl", die allerdings so gut wie alle weiblichen (und z.T. auch männlichen Figuren!) Zicken sind: gemeint ist die von Leighton Meester verkörperte Blair Waldorf in der Serie "Gossip Girl":

Die Figur Blair ist durch ihren Hauptrollen-Charakter von Anfang an eher komplexer aufgebaut als die t.w. oben erwähnten. So verändert sich ihr Umgang mit einigen ihr "unterlegenen" Figuren innerhalb der Clique, ihre Sicht auf die Welt (à la "ich mach sie mir, wie sie mir gefällt") wird dadurch aber kaum beeinflusst. Ihr Wunder Punkt ist, wie so oft, die Liebe, in der sie durchwegs an die falschen Männer gerät. Nur einer kann ihr in Punkto Intregieren das Wasser reichen: der ebenso abgebrühte wie charmante Chuck Bath, der seine hungrigen jedoch nicht lange auf Blair gerichtet halten kann.
Eine völlig andere, zuweilen gerade deswegen sympathische Zicke ist die von Liza Weil gespielte Paris Gellar in "Gilmore Girls":

Paris ist zwar nicht übermäßig beliebt, hat aber trotzdem die Zügel der Schule in er Hand und kann vor allem durch ihren Schneid und ihre Intelligenz punkten, weswegen sie die intelligente, aber schüchterne Rory Gilmore als willkommenes Opfer für ihre Intrigen gebraucht. Doch auch Paris ist eine der vielen skurrilen Persönlichkeiten der Serie, die sie so liebenwert machen: sie lebt ihr Leben ganz nach ihrer eigenen Auffassung, je nach Tagesverfassung mag sie Rory oder hasst sie abgrundtief. Aus fast allem macht sie einen Wettkampf zwischen den beiden, was die konfliktscheue Rory jedoch zumeist geschickt umgehen muss, um die hitzige Paris im Zaum zu halten. In den späteren Folgen beruhigt sich die Bezihung zwischen den beiden jedoch und sie bezeichnet Rory als ihre beste Freundin (dieser allerdings umgekehrt nie).
Man könnte diese Liste noch eine Weile fortsetzen. Fakt ist, der Zuschauer ist in der heutigen, auf Äußerlichkeiten aufgebauten Welt fasziniert von diesen Charakteren, deren Energie die Dinge zu tun, die sie möchten ohne deren Konsequenzen zu bedenken und ihren merkwürdigen Einfluss auf alle anderen. So könnte man fasst glauben, dass so manche dieser vorgespielten Rollenmodelle einer emanzipierten Frau entsprechen. Auch sie sind mehr oder weniger unanhängig von Männern (abgesehen mal von ihren Vätern) und kommen früh allein zurecht, sie haben einen großen Bewegungskreis und haben Einfluss auf die Gesellschaft. Allerdings werden sie in den Serien, da sie ja meist die negativen Figuren darstellen mit als Mitglieder einer ungerechten Hierarchie dargestellt, die davon lebt, andere auszunutzen oder zu erniedrigen. In den moralischen Anschauungen der Fernsehmacher in den USA soll an ihnen der (christliche) Gedanke der Todsünden (z.B. Hochmut, Geiz, Zorn, Neid) aufgezeigt werden. An diesen negativen Beispielen sollen die zumeist Jugendlichen Zuseher lernen, ihre Gefühle zu zügeln, Regeln zu befolgen und zuerst andere zu denken etc.
Dass diese Frauen jedoch mittlerweile Vorbildfunktionen auch im Blick auf ihren Konsumfetischismus haben, zeigt ein Blick auf die Fans der Serie "Gossip Girls". Die einzelnen Folgen gleichen (wie einst in der Erwachsenen-Serie "Sex and the City") einem quirligen Catwalk, auf dem man die Mädchen irgendwo in Manhattan einkaufen sieht. So platzieren immer mehr Designer ihre Ware in dieser Serie, um so ein Millionen umpannendes Publikum zu erreichen. Die Figur der reichen Zicke funktioniert hier als ideale Werbefläche, da ihre liebste Beschäftigung ja das Einkaufen ist und sie in jeder Szene andere Kleidung trägt. Ein positives, unanhäniges Rollenbild wird hier nur schwer vermittelt, da die Frauen ihre Kleidung wiederum als dazu nutzen, um anderen ein Bild von sich zu vermitteln, das Neid und Unterwerfung zur Folge haben soll. Freier Wille herrscht hier nur nach außen hin. Folgt man der Serie ein paar Folgen lang, wird klar, welchen Regeln sich auch diese finanziell mehr oder weniger unabhängigen Frauen zu unterwerfen haben: So muss sich die sich sonst so konservativ kleidende Blair bei ihrem Besuch einer öffentlichen Universität der hiesigen Kleidungsart anpassen und nach außen hin deren (liberaleren) Ansichten zustimmen, während der aus ärmeren Verhältnissen stammende Dan sich auf High-Society-Dinners mit Hemd und Krawatte auftreten muss.
Die Zicke ist ein zeitlich sehr aktuelles Phänomen, dass sich immer mehr vom Fernseher in unser aller Leben hineinzieht. So propagieren Reality-Formate die Figur des "It-Girls", das ähnlich wie die Zicke nach Aufmerksamkeit heischt und durch die Vermarktung ihrer Persönlichkeit allein Geld machen kann, ohne dabei tatsächliche Berufe ausübern zu müssen. Ein berühmtes Beispiel ist die Hotelerbin Paris Hilton, die sich längst nicht mehr auf ihrem Erbe ausruhen müsste und für viele junge Amerikanerinnen eine Vorbildfunktion übernommen hat.
Zum Abschluss noch ein Video einer wie ich finde klassischen TV-Zicke, die stark an eben jene It-Girls angelehnt ist, die von Ashley Tinsdale gespielte Sharpay aus den High School-Musical-Filmen:


Fortsetzung folgt...