Freitag, 7. Dezember 2012

Fremde Welten - Once Upon a Time

In unserer säkularen, hyperrealistischen Welt ist es zur Seltenheit geworden, an übernatürliche Dinge zu glauben oder gar daran, dass alles durch ein glückliches Ende. Nur Kinder glauben noch an jene Dinge, die sie nur noch aus Märchenbüchern kennen. Im Märchen hat jede Figur ihren Platz in der Welt, die lässt sich in Gut und Böse einteilen und jede ihrer Taten sind auf ein bestimmtes Ziel hin zu verstehen. Das Märchen-Ende, bis zu dem sich spätestens alles zum Guten wenden muss.
Was aber, wenn dieses "Happy-End" von einer bösen Zauberin gestohlen wird, was kommt dann? Was wenn Schneewittchen, Rumpestilzchen und Pinocchio plötzlich in unserer Realität überleben müssten? Und was, wenn sie nicht wüssten, wer sie waren und welchen Sinn ihr Leben hatte?
Um all diese Fragen geht es in der relativ jungen Serie "Once Upon a Time".
Geschickt verbindet die Serie die fantastischen Elemente der einzelnen (Disney-inspirierten) Märchen und einer vielleicht allzu karg dargestellten "realen Welt". Folge für Folge bekommt der Zuseher einen Teil der Geschichte einer Figur gezeigt und im Kontrast dazu da Leben nach dem Fluch der Zauberin. So lernen wir Schneewittchen bzw. Mary Margaret (Ginnifer Goodwin) kennen, früher draufgängerische Prinzessin und jetzt engagierte Lehrerin und Prince Charming/ David immer auf der Suche nacheinander. Aber das Böse schläft nie, so wird den beiden gleich zwei Bösewichter gegenüber gestellt: Rumpelstilchen / Mr Gold (der großartige Robert Carlyle), dessen Versprechen hier wie dort immer einen Preis haben und die böse Königin / Regina (gespielt von Lana Parilla), die nicht nur hinter dem bösen Fluch zu stecken scheint. Die mögliche Rettung des märchenbevölkerten, amnestischen Ortes kommt aus einer eigentlich naheliegenden Richtung: der kleine Adoptivsohn Reginas Henry (Jared S Gilmore) macht sich auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter, die seinem Märchenbuch zufolge als einzige im Stande ist, den Fluch zu brechen. Diese ist allerdings wenig begeistert von Henrys Idee, doch aus Sorge um den ein wenig vernachlässigten Jungen macht auch Emma (die aus Dr House bekannte Jennifer Morrison) sich auf den Weg nach Storybrook.
Die von den "Lost"-Machern produzierte Serie beschäftigt sich trotz fantastischer Thematik mit sehr aktuellen Themen wie der Patchworkfamilie und dem daraus entstehenden neuen Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern.
Der Serie mangelt es nicht an guten Schauspielern und großen Helden. Nur die erblondete Jennifer Morrison wirkt immer wieder lustlos und kann den Vorgaben von Ginnifer Goodwin und Robert Carlyle nicht standhalten. Vielleicht liegt das aber auch an der zweigespaltenen Rolle der Emma, die immer zwischen kämpferischer Pose und reaktionärer Realitätsauffassung hin und her gerissen ist.
Das Spannende aber bleibt das, was zwischen den beiden Welten steckt. Denn auch in unserer Welt geht nicht alles mit rechten Dingen zu und in den Märchenwelt muss man sich auch mit profanen Dingen wie kratzbürstigen Stiefmüttern, Hänseleien oder Ehebruch beschäftigen.
Fortsetzung folgt...

"Once Upon a Time" ist eine US-amerikanische Serie, die auf dem ABC Network mittlerweile in der zweiten Staffel läuft. Die "Märchenerzähler" sind Edward Kitsits und Adam Horowitz.

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